- 82 -Hinz, Christophe: Analyse und Performance mit der Software RUBATO 
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5.4.  Artikulation

Es erwies sich als unmöglich, die Artikulation bis ins Detail zu analysieren. Dies lag hauptsächlich am kontrastschwachen Artikulieren der fünf Pianisten, aber auch an der regelmäßigen Benutzung des Pedals, welche den Unterschied zwischen staccato und legato sehr stark einschränkt. Darüber hinaus kann die rechte Hand aufgrund des hohen Tempos de facto nur legato gespielt werden, so dass wenig Spielraum für eine gezielte Artikulation übrig bleibt.

Was die zahlreichen Akzente betrifft, so gehen sie entweder in der lauten Dynamik unter, oder sie werden von den Pianisten zum größten Teil ignoriert. Besonders die gegentaktige Betonung der vierten und (manchmal) der zweiten Viertelnote in der linken Hand (vgl. T. 9, 10, 17, 18 usw.) geht fast immer verloren. Fialkowska geht noch einen Schritt weiter, indem sie den Akzent deutlich von der vierten Viertelnote auf den ersten Puls des nächsten Taktes verschiebt (Abbildung 5.10). Diese interpretatorische Entscheidung zeigt aber eine Missachtung des Notentextes und muss verworfen werden.



Abbildung 5.10: Etüde Nr. 11, T. 9–10, linke Hand. Verschiebung der Akzente.


Zwei artikulatorische Merkmale werden von allen Pianisten betont und werden deshalb für die Interpretationsgestaltung wichtig sein:

  • Die zwölf staccati der linken Hand in T. 92 bilden die einzige nennenswerte Ausnahme zum Legatospiel.
  • Die Akzente in den T. 88, 89–90 und 94–95 werden deutlich hervorgehoben. Es sind jedoch die einzigen, die auf allgemeine Zustimmung treffen.

5.5.  Pedal

Beim Klavierspiel werden aus verschiedenen Gründen die Pedalanweisungen des Komponisten nur in seltenen Fällen vollkommen respektiert. Es ist kaum zu bestreiten, dass erstens ein Pianist die Pedalbenutzung stets dem Instrument und dem Raum (gar der Anzahl von Zuhörern, welche die akustischen Verhältnisse bedeutend verändern können) anpasst, damit das klangliche Resultat seinen ästhetischen Vorstellungen entspricht. Das Tempo spielt ebenfalls eine nicht zu unterschätzende Rolle: Eine mit dem Pedal eingefangene Dissonanz kann bei schnellem Tempo völlig unbemerkt bleiben, dieselbe Stelle in einem langsameren Tempo aber als störend


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