1. MaterialienIn diesem Abschnitt werden die Objekte dieser Arbeit, die Etüden Op. 25 Nr. 11 und 12 von Chopin, näher beschrieben. Als erstes wird die Wahl dieser beiden Stücke zu Analyse- und Interpretationszwecken begründet, gefolgt von einer kurzen Beschreibung ihres musikgeschichtlichen Hintergrunds und ihrer Quellenlage. Diese Untersuchungen bilden die Voraussetzungen für die Erstellung eines computerlesbaren Notentextes, welcher wiederum als Ausgangspunkt für die Analyse und die Interpretation dienen soll. 1.1. Wahl der StückeWie ein Pianist die Wahl der vorgetragenen Stücke durch die Qualität seiner Interpretationen a posteriori begründet, so bedarf es beim analysierenden Musikwissenschaftler ebenso wenig einer Begründung, um dieses oder jenes Stück einer analytischen Betrachtung zu unterziehen. In beiden Fällen gibt es immer die Möglichkeit, einen Ansatz zu finden, um das ausgewählte Stück in einem neuen Licht erscheinen zu lassen. Der Ausgangspunkt ist aber immer subjektiv: Man lernt ein Stück kennen, findet es schön oder interessant (obwohl negative Eindrücke manchmal auch als Ausgangspunkt dienen können), und möchte die Gründe erforschen, die in einem selbst solche Gefühle oder Ideen haben hervorbringen lassen. Bei computergestützten Analysevorgängen wie die von Rubato ist jedoch eine pure Subjektivität in der Wahl der Stücke selten möglich: Man ist oftmals durch spezifische Bedürfnisse der Software eingeschränkt, da diese bei der Ein- und Ausgabe der Daten längst nicht so flexibel wie das menschliche Gehirn sein kann. Es ist durchaus möglich, mit Rubato Orchester- oder Kammermusikwerke zu analysieren und zu interpretieren. Dennoch wurde hier aus zwei Gründen darauf verzichtet. Der erste Grund ist, dass Rubato zwar im Analysevorgang die einzelnen Stimmen als solche betrachten kann, die Subtilitäten der Orchestrierung bzw. der Beziehungen zwischen den Stimmen aber außer Acht lässt, wo doch gerade diese bei einer Interpretation von großer Wichtigkeit sind. Zweitens erweist sich das Ausmaß und die Komplexität der meisten Orchesterwerke als eine schwer zu überspringende Hürde, da Rubato schon zur Berechnung eines Gewichts recht lange Rechenzeiten benötigen kann1
|