- 31 -Kautny, Oliver (Hrsg.): Arvo Pärt - Rezeption und Wirkung seiner Musik 
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Brunhilde Sonntag

Das Problem der Zeit in der Tintinnabuli-Musik Arvo Pärts

1  Einleitung

Augustinus wurde 354 n. Chr. in Thagaste im römischen Nordafrika geboren. Der Vater Patricius hatte bescheidene Vermögensverhältnisse, dennoch war er an einer klassischen Ausbildung seines Sohnes interessiert, ebenso wie seine Mutter Monnica. 430 stirbt er. In seinem XI. Buch der Confessiones hat Augustinus sich über die Zeit geäußert. Er unterscheidet zwischen Ewigkeit und Zeit, was auf den Hintergrund des Christentums verweist. So ist seine gesamte Zeittheorie geprägt vom Christentum, was ich zum Anlaß nahm, gerade diese als Pendant zur Musik Arvo Pärts zu nehmen.

2  Zu christlichen Zeittheorien

2.1  Ewigkeit und Zeitlichkeit - Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft

"Die Ewigkeit ist Gottes Wirklichkeitsbereich, die Zeitlichkeit aber die Lebensform des Menschen und der Schöpfung."(Kienzler 1998, 274) Der Mensch kann allerdings die Ewigkeit schon hier auf Erden spüren, wenn er alles von sich abstreift, was ihn hindert, Gott nahe zu kommen; wie etwa die Heiligen oder diejenigen, die meditieren, ihre Bilder von der Ewigkeit zeichnen (vgl. etwa Meister Eckhart). Ein Zitat mag belegen, wie Augustinus die Ewigkeit sieht:
"[...] und dort ist das Leben die Weisheit, die Weisheit, durch die alles Geschöpfliche entsteht, was je gewesen ist und was je sein wird; und sie selbst ist ohne Werden, sie ist, wie sie gewesen ist, und also wird sie stets fort sein; vielmehr, es gibt in ihr kein Gewesensein noch ein Künftigsein, sondern das Sein allein, weil es ewig ist, denn Gewesensein und Künftigsein ist nicht ewig." (Confessiones XI; 10, 23 (200 1ff.), zit. n. Kienzler 1998, 279f.)
Gewesensein und Künftigsein bezieht sich schon auf die Zeittheorie, während die Ewigkeit so besteht, wie sie geschaffen wurde. Augustinus sieht das Ewige in Gott, er bezeichnet ihn als das Ein und das Gleiche, und Ewigkeit ist etwas Statisches, das sich nie verändert. "Die Ewigkeit bedeutet, daß der Anfang immer ist, immer existiert. Das Wunder der Schöpfung besteht darin, daß es niemals endet, d.h. nie aufhört, von neuem geboren zu werden. Der Anfang ist immer", schreibt Arvo Pärt. Die Ewigkeit existiert als Ganzes immer. Das Wunder der Schöpfung besteht darin, daß sie immer da ist, es gibt kein ständiges Neugeborenwerden. In den Confessiones lesen wir: "Sondern Du gehst allen vergangenen Zeiten voraus durch die zeitlose Erhabenheit stets gegenwärtiger Ewigkeit, und Du stehst über allen Zukunftzeiten deshalb, weil sie noch nicht sind, und, wenn gekommen, schon vergangen sind: Du aber bist das wandellos gleiche Sein, und Deine Jahre schwinden nicht dahin."(Confessiones XI, 627)

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