Brunhilde Sonntag
Das Problem der Zeit in der Tintinnabuli-Musik Arvo Pärts
1 Einleitung
Augustinus wurde 354 n. Chr. in Thagaste im römischen
Nordafrika geboren. Der Vater Patricius hatte bescheidene Vermögensverhältnisse,
dennoch war er an einer klassischen Ausbildung seines Sohnes interessiert,
ebenso wie seine Mutter Monnica. 430 stirbt er. In seinem XI. Buch der
Confessiones
hat Augustinus sich über die Zeit geäußert. Er unterscheidet
zwischen Ewigkeit und Zeit, was auf den Hintergrund des Christentums verweist.
So ist seine gesamte Zeittheorie geprägt vom Christentum, was ich
zum Anlaß nahm, gerade diese als Pendant zur Musik Arvo Pärts
zu nehmen.
2.1 Ewigkeit und Zeitlichkeit - Vergangenheit, Gegenwart
und Zukunft
"Die Ewigkeit ist Gottes Wirklichkeitsbereich, die
Zeitlichkeit
aber die Lebensform des Menschen und der Schöpfung."(Kienzler 1998,
274) Der Mensch kann allerdings die Ewigkeit schon hier auf Erden spüren,
wenn er alles von sich abstreift, was ihn hindert, Gott nahe zu kommen;
wie etwa die Heiligen oder diejenigen, die meditieren, ihre Bilder von
der Ewigkeit zeichnen (vgl. etwa Meister Eckhart). Ein Zitat mag belegen,
wie Augustinus die Ewigkeit sieht:
"[...] und dort ist das Leben die Weisheit, die
Weisheit, durch die alles Geschöpfliche entsteht, was je gewesen ist
und was je sein wird; und sie selbst ist ohne Werden, sie ist, wie sie
gewesen ist, und also wird sie stets fort sein; vielmehr, es gibt in ihr
kein Gewesensein noch ein Künftigsein, sondern das Sein allein, weil
es ewig ist, denn Gewesensein und Künftigsein ist nicht ewig." (Confessiones
XI; 10, 23 (200 1ff.), zit. n. Kienzler 1998, 279f.)
Gewesensein und Künftigsein bezieht sich schon auf die
Zeittheorie, während die Ewigkeit so besteht, wie sie geschaffen wurde.
Augustinus sieht das Ewige in Gott, er bezeichnet ihn als das Ein
und das Gleiche, und Ewigkeit ist etwas Statisches, das sich nie
verändert. "Die Ewigkeit bedeutet, daß der Anfang immer ist,
immer existiert. Das Wunder der Schöpfung besteht darin, daß
es niemals endet, d.h. nie aufhört, von neuem geboren zu werden. Der
Anfang ist immer", schreibt Arvo Pärt. Die Ewigkeit existiert als
Ganzes immer. Das Wunder der Schöpfung besteht darin, daß sie
immer da ist, es gibt kein ständiges Neugeborenwerden. In den Confessiones
lesen wir: "Sondern Du gehst allen vergangenen Zeiten voraus durch die
zeitlose Erhabenheit stets gegenwärtiger Ewigkeit, und Du stehst über
allen Zukunftzeiten deshalb, weil sie noch nicht sind, und, wenn gekommen,
schon vergangen sind: Du aber bist das wandellos gleiche Sein, und Deine
Jahre schwinden nicht dahin."(Confessiones XI, 627)
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