- 1 -Kayser-Kadereit, Claudia: Das Laiensinfonieorchester im Horizont von Anspruch und Wirklichkeit 
  Erste Seite (i) Vorherige Seite (x)Nächste Seite (2) Letzte Seite (246)      Suchen  Nur aktuelle Seite durchsuchen Gesamtes Dokument durchsuchen     Aktuelle Seite drucken Hilfe 

1.  Einleitung

Laienorchester und -chöre sind Bestandteil sowohl der Geschichte des deutschen Musiklebens, als auch der Kulturlandschaft und der gesellschaftlichen und sozialen Struktur in der Bundesrepublik Deutschland zur Jahrtausendwende. Ein wissenschaftliches Forschungsinteresse kann aus verschiedenen Blickwinkeln auf das Laienmusizieren gerichtet werden. Die vorliegende Studie widmet sich den Laiensinfonieorchestern, die nicht in ihrer historischen Dimension und ihrer zahlenmäßigen Gesamtheit betrachtet werden können, die aber in bezug auf den Gegenstand, die Arbeitsform und die Zielsetzung ihrer Aktivitäten untersucht werden sollen. Laienorchesterarbeit vollzieht sich in vielfältigen Erscheinungsformen innerhalb der Polarität einer Freizeit – Dienstleistung und eines am Maßstab der Professionalität gemessenen Leistungswettbewerbs. Sowohl die freizeitorientierte, als auch die leistungsorientierte Ausrichtung finden gleichermaßen Befürworter1

1 »Die traditionelle Grundlage des Vereins, den Austausch von Beziehungen und Leistungen zu ermöglichen, wird gelegentlich durch das Vordringen einer Vermarktung der Freizeit als gefährdet angesehen. Die statistische Entwicklung läßt dies bislang jedoch nicht erkennen«. (ALLEN, S. 33.) »Ziel des Leistungsvergleichs beim Deutschen Laienorchesterwettbewerb ist [es, . . .] einerseits den [. . .] hohen Leistungsstandard deutscher Laienorchester der Politik, den Medien und der Öffentlichkeit gegenüber darzustellen, andererseits den Orchestern und ihren Leitern die Möglichkeit zu geben, ihren Standort innerhalb des Leistungsgefüges zu bestimmen und darüber hinaus Anregungen für ihre künftige musikalische Arbeit mitzunehmen.« (RABBOW, S. 7.)
und Kritiker.2
2 »Die vielfach feststellbaren Defizite der Laienmusik, hinsichtlich ästhetischer Qualität einerseits und emanzipativer Wirkung andererseits, lassen in manchen Augen diese Gruppe als obsolet erscheinen [. . .]. Das alte Vereinsprinzip, in dem der Verein noch Lebenswelt war, man in, mit und für den Verein lebte, ist überholt, wirkt eher abschreckend, denn in der konsumorientierten Welt, in der wir leben, wird auch die Freizeitgestaltung warenartiger. Nicht Verpflichtung und Einbindung sind gefragt, sondern die Orientierung an der aktuellen Lust, der Freude, dem Spaß. Nachgefragt wird die Freizeit-Dienstleistung.« (FREVEL, S. 53f.) »Der Wettbewerbsgedanke ist dem Laienmusizieren, das neben der möglichst mustergültigen Erarbeitung musikalischer Werke seine Aufgaben im sozio-kulturellen Bereich sieht [. . .], zunächst fremd.« (LINDER, in DLO 1986, Heft 2, S. 12.)
Die Fragen, warum sich wer zu kontinuierlicher Laienorchesterarbeit innerhalb dieser Polarität von Freizeitspaß und Leistungswillen zusammenfindet, welche historisch gewachsenen Rahmenbedingungen gegeben sind, welche Ziele gesteckt werden und wie man sie zu erreichen sucht, wurden zum Ausgangspunkt der vorliegenden Arbeit. Im Zentrum der Betrachtung steht das Verhältnis der realen Arbeitssituation und der künstlerisch-praktischen Ergebnisse der einzelnen Orchester zu ideellen Zielsetzungen von Laienorchesterarbeit und ihrer theoretischen Reflexion. Zwei Aspekte stehen dabei im Vordergrund: Zunächst stellt sich die Frage, welche Angaben sich zu Zielsetzung und Repertoire der Laienorchesterarbeit machen lassen, und ob sich diesbezüglich eine kontinuierliche historische Entwicklung feststellen läßt. Das Repertoire läßt sich statistisch anhand der Programme öffentlicher Konzerte

Erste Seite (i) Vorherige Seite (x)Nächste Seite (2) Letzte Seite (246)      Suchen  Nur aktuelle Seite durchsuchen Gesamtes Dokument durchsuchen     Aktuelle Seite drucken Hilfe 
- 1 -Kayser-Kadereit, Claudia: Das Laiensinfonieorchester im Horizont von Anspruch und Wirklichkeit