- 2 -Kayser-Kadereit, Claudia: Das Laiensinfonieorchester im Horizont von Anspruch und Wirklichkeit 
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eruieren. Die Zielsetzungen dokumentieren sich in Textquellen, wobei der Gedanke des kulturellen Bildungsauftrages zentralen Raum einnimmt. Zum zweiten rechtfertigen die sich vollziehenden Lernprozesse und der postulierte Bildungsauftrag einen erwachsenenpädagogischen Ansatz. Es stellt sich nicht die Frage, ob Laienorchesterarbeit als eine praktizierte Form musikalischer Erwachsenenbildung gelten kann, sondern in welcher Weise dies geschieht. Analytische und didaktische Modelle der Pädagogik, die sich gezielt auf Prozesse der Erwachsenenbildung beziehen, sind bisher weder von Pädagogen noch von ausübenden Laienmusikern, die der Reflexion ihres Tuns in der Regel keinen fachwissenschaftlichen Anspruch unterlegen, konsequent in einen inhaltlichen Zusammenhang gebracht worden. Hieraus ergibt sich die Frage, welche orchesterpädagogischen Konsequenzen sich aus diesen Betrachtungen ableiten lassen, um gezielte didaktische Handlungsstrategien vorzubereiten. Somit fließen hilfreich erscheinende didaktische Modelle ebenso in die Diskussion ein, wie die Analyse einer Fallstudie aus der Praxis der Laienorchesterarbeit mit Äußerungen beteiligter Laienmusiker.

Die bereits verwendeten und noch folgenden Termini in diesem Themenkreis bedürfen zunächst einer näheren Bestimmung. Es offenbaren sich sowohl im umgangssprachlichen Gebrauch, als auch in den vorliegenden Quellen und in der wissenschaftlichen Fachliteratur Unschärfen in ihrer Verwendung. Recht ungeordnet wirbeln mehrere Begriffe durcheinander, die auf ihren spezifischen Aussagegehalt hin zu prüfen sind: Neben der Bezeichnung Laienorchester finden sich auch die Vokabeln Amateurorchester, Liebhaberorchester oder Freizeitorchester. Ihre Mitglieder werden als Laienmusiker, Amateurmusiker, musikalische Dilettanten, Musikliebhaber, Hobbymusiker oder Freizeitmusiker3

3 So, wie an dieser Stelle Vertreter männlichen und weiblichen Geschlechts gemeint sind, sind auch bei allen folgenden Personenbezeichnungen die ›-innen‹ einbezogen.
bezeichnet. In der vorliegenden Arbeit werden ausschließlich die Begriffe Laienorchester/Laiensinfonieorchester und Laienmusiker verwendet, (ausgenommen wörtliche Zitate), wobei dem Terminus ›Laie‹ keine Aussage über spieltechnisches Können und künstlerische Fähigkeiten unterlegt wird. Sein Gebrauch ist vergleichbar dem des ›Laienpredigers‹ oder ›Laienspielers‹ einer Theatergruppe, deren Tätigkeiten als nebenberuflich und nicht als qualitätsabwertend beschrieben werden.4
4 Vgl. die etymologische Herkunft des Begriffs ›Laie‹ von lat. laicus / griech. laos – das Volk. Erst über den Gebrauch des Begriffes für religiöse Handlungen, die von einem Nicht-Geistlichen ausgeführt wurden, wurde der Begriff negativ besetzt und folglich als ›Laie‹ jemand bezeichnet, der von einem bestimmten Fach nichts versteht. (Vgl. WAHRIG, S. 356.)
Die musikausübenden Ensembles, die als Laiensinfonieorchester bezeichnet werden, und auf die sich die anschließenden Betrachtungen beziehen, lassen sich als Ensembles klassischer Kammer- und/oder Sinfonieorchesterbesetzung beschreiben, die in größtmöglicher Kontinuität unter der Leitung eines Dirigenten arbeiten, und denen Jugendliche und Erwachsene angehören, die nicht hauptberuflich als Orchestermusiker tätig sind. Dabei ist nicht ausgeschlossen, daß studierte Musiker in einem Laienorchester mitwirken.5
5 »Da saßen sie nun wieder auf dem Podium der Stadthalle, diese Amateure, Halbprofis, ein paar eingesprengte rußlanddeutsche Vollprofis neben den kleinen Schülerinnen, den

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