eruieren. Die Zielsetzungen
dokumentieren sich in Textquellen, wobei der Gedanke des kulturellen Bildungsauftrages
zentralen Raum einnimmt. Zum zweiten rechtfertigen die sich vollziehenden
Lernprozesse und der postulierte Bildungsauftrag einen erwachsenenpädagogischen
Ansatz. Es stellt sich nicht die Frage, ob Laienorchesterarbeit als eine praktizierte
Form musikalischer Erwachsenenbildung gelten kann, sondern in welcher Weise
dies geschieht. Analytische und didaktische Modelle der Pädagogik, die sich
gezielt auf Prozesse der Erwachsenenbildung beziehen, sind bisher weder von
Pädagogen noch von ausübenden Laienmusikern, die der Reflexion ihres Tuns in der
Regel keinen fachwissenschaftlichen Anspruch unterlegen, konsequent in einen
inhaltlichen Zusammenhang gebracht worden. Hieraus ergibt sich die Frage, welche
orchesterpädagogischen Konsequenzen sich aus diesen Betrachtungen ableiten lassen, um
gezielte didaktische Handlungsstrategien vorzubereiten. Somit fließen hilfreich
erscheinende didaktische Modelle ebenso in die Diskussion ein, wie die Analyse einer
Fallstudie aus der Praxis der Laienorchesterarbeit mit Äußerungen beteiligter
Laienmusiker.
Die bereits verwendeten und noch folgenden Termini in diesem Themenkreis bedürfen
zunächst einer näheren Bestimmung. Es offenbaren sich sowohl im umgangssprachlichen
Gebrauch, als auch in den vorliegenden Quellen und in der wissenschaftlichen
Fachliteratur Unschärfen in ihrer Verwendung. Recht ungeordnet wirbeln mehrere
Begriffe durcheinander, die auf ihren spezifischen Aussagegehalt hin zu prüfen sind:
Neben der Bezeichnung Laienorchester finden sich auch die Vokabeln Amateurorchester,
Liebhaberorchester oder Freizeitorchester. Ihre Mitglieder werden als Laienmusiker,
Amateurmusiker, musikalische Dilettanten, Musikliebhaber, Hobbymusiker oder
Freizeitmusiker3
3 So, wie an dieser Stelle Vertreter männlichen und weiblichen Geschlechts gemeint sind,
sind auch bei allen folgenden Personenbezeichnungen die ›-innen‹ einbezogen.
|
bezeichnet. In der vorliegenden Arbeit werden ausschließlich die Begriffe
Laienorchester/Laiensinfonieorchester und Laienmusiker verwendet, (ausgenommen
wörtliche Zitate), wobei dem Terminus ›Laie‹ keine Aussage über spieltechnisches
Können und künstlerische Fähigkeiten unterlegt wird. Sein Gebrauch ist vergleichbar
dem des ›Laienpredigers‹ oder ›Laienspielers‹ einer Theatergruppe, deren
Tätigkeiten als nebenberuflich und nicht als qualitätsabwertend beschrieben
werden.4
4 Vgl. die etymologische Herkunft des Begriffs ›Laie‹ von lat. laicus / griech. o – das
Volk. Erst über den Gebrauch des Begriffes für religiöse Handlungen, die von einem
Nicht-Geistlichen ausgeführt wurden, wurde der Begriff negativ besetzt und folglich als
›Laie‹ jemand bezeichnet, der von einem bestimmten Fach nichts versteht. (Vgl.
WAHRIG, S. 356.)
|
Die musikausübenden Ensembles, die als Laiensinfonieorchester bezeichnet werden, und
auf die sich die anschließenden Betrachtungen beziehen, lassen sich als Ensembles
klassischer Kammer- und/oder Sinfonieorchesterbesetzung beschreiben, die in
größtmöglicher Kontinuität unter der Leitung eines Dirigenten arbeiten, und denen
Jugendliche und Erwachsene angehören, die nicht hauptberuflich als Orchestermusiker
tätig sind. Dabei ist nicht ausgeschlossen, daß studierte Musiker in einem Laienorchester
mitwirken.5
5 »Da saßen sie nun wieder auf dem Podium der Stadthalle, diese Amateure, Halbprofis,
ein paar eingesprengte rußlanddeutsche Vollprofis neben den kleinen Schülerinnen, den
|
|