- 154 -Kayser-Kadereit, Claudia: Das Laiensinfonieorchester im Horizont von Anspruch und Wirklichkeit 
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und Literaturrecherche unzureichend sind. Eine Fülle von Werktiteln in einer Unzahl von Orchesterführern, Verlagskatalogen, Werbeanzeigen, Konzertrezensionen und Veranstaltungsprogrammen steht einem stagnierenden, teils zufallsgesteuerten und schwer zu überblickenden Laienorchesterrepertoire seit 1950 gegenüber. Zwei entscheidende Defizite bezüglich des Literaturangebotes können deutlich benannt werden:
  • Das Informationsmaterial ist nicht gebündelt zugänglich, sondern muß in mühsamer Einzel- und Vergleichsrecherche beschafft werden.
  • Die Werklisten der Nachschlage-, Leih- und Verkaufskataloge enthalten keine Informationen über die Besetzung, die Spieldauer und den Beschaffungsmodus hinaus. Für Programmgestalter von Laienorchestern stellt ein unbekanntes Werk auf diesem Wege keinen Anreiz dar. Ferner ist die Beschaffung zur Ansicht in Ermangelung öffentlicher Zugänglichkeit (Musikbibliotheken verfügen meist nicht über einen entsprechend ausreichenden Taschenpartiturbestand) oftmals mit mühsamen Korrespondenzen, Kosten und Wartezeiten verbunden.

Die Vielschichtigkeit der Laienorchesterarbeit erlaubt es nicht mehr, von generell für Laienorchester geeigneter und ungeeigneter Literatur zu sprechen. In jeder Entwicklungsphase eines Orchesters kann andere Literatur ›geeignet‹ sein. Prinzipiell steht somit die gesamte Orchesterliteratur zur Verfügung, die im einzelnen auf die individuellen Auswahlkriterien eines Orchesters hin geprüft werden sollte. Das Serviceangebot des BDLO kann hier in bezug auf die Notenrecherche als zukunftsweisend und ausbaufähig gelten. Wünscht hier der Dirigent eines Mitgliedsorchesters Orchestermaterial zu einem bestimmten Werk, so ist der BDLO bei der Beschaffung bereits in erfreulicher Weise behilflich. Auch Partituren zur Ansicht können aus dem Fundus des BDLO entliehen werden. Beratende Funktion und Entscheidungshilfe bei der Werkwahl wird jedoch nicht geleistet.

Eine computergestützte Datenbank, die jederzeit aktualisiert werden kann, ist die zeitgemäße Form dieser zu leistenden Informationsverarbeitung. Musikverlage beginnen bereits mit dieser Art der Informationsvermarktung zu Werbezwecken.1

1 Z.B. MCS-edition in A-4840 Vöcklabruck mit einer CD-ROM, die als ›großes Notenlexikon‹, vorwiegend für Volks- und Blasmusik, aber auch mit einer Abteilung ›Kammer-, Streich- und Sinfonieorchester‹ angepriesen wird, und die neben Informationen zu Werk und Komponisten, zu Verlag, Preisen und anderen Details gleich eine Bestellfunktion bietet.
Angesichts der Dimensionen der Datenmasse ist an dieser Stelle musikwissenschaftliche Hilfestellung geboten, um nicht nur auf gezielte Anfragen der Orchester reagieren zu können, sondern ein bedarfsgestaffeltes Literaturangebot an die Laienorchester herantragen zu können. Auch musikwissenschaftliche Ergebnisse (z.B. Wiederentdeckungen, Urtexte, Erstveröffentlichungen von Werken vergangener Jahrhunderte) könnten auf diesem Weg ins öffentliche Bewußtsein interessierter Instrumentalisten und Zuhörer gelangen. Dies gilt in gleicher Weise für Gegenwartskompositionen. Auch Filmmusiken und Musicals, die sich – in Originalversionen oder Orchesterbearbeitungen – bei den Laienorchestern wachsender Beliebtheit erfreuen, aber nur punktuell mit einigen Standardtiteln im Repertoire vertreten sind, würden über ein EDV-gestütztes, offenes Informationssystem leichter zugänglich werden. Die Verantwortung für ein erweitertes Literaturangebot und ein zukunftsorientiertes Recherchesystem

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