6. Orchesterpädagogische Konsequenzen
Die Ergebnisse der durchgeführten quellenkritischen und empirischen Analyse lassen sich
in einem Katalog orchesterpädagogischer Handlungskonsequenzen zusammenfassen und
interpretieren. Nicht alle Kriterien treffen auf alle Orchester gleichermaßen zu.
Dennoch wird der Versuch unternommen, grundlegende Anforderungen für ein
konsensfähiges Curriculum der Laienorchesterarbeit zu benennen. Zugleich soll hierdurch
ein Beitrag zur Grundlagenforschung und Theoriebildung der musikalischen
Erwachsenenbildung geleistet werden, die auf spezifische Erkenntnisse der verschiedenen
musikalischen Lernfelder angewiesen ist. Unter der erwachsenenpädagogischen
Prämisse, der Bildungserwartung der aktiven Teilnehmer Rechnung zu tragen,
lassen sich die Ergebnisse der vorliegenden Studie auf fünf Handlungsfelder
beziehen:
- Zentrales Objekt aller Bildungserwartungen und Bildungsbemühungen in der
Laienorchesterarbeit ist und bleibt das gespielte Repertoire. Seine Erweiterung sowie
teilnehmerorientierte Auswahl ist dringend geboten.
- Der Dirigent eines Laienorchesters darf sich nicht nur als künstlerischer
Leiter verstehen, sondern er hat gleichermaßen Aufgaben als musikalischer
Erwachsenenbildner zu erfüllen.
- Die erwachsenen- und orchesterpädagogische Tätigkeit des Dirigenten kann sich
aber nur im Wechselspiel mit einer bewußten Orchesteremanzipation und einem
professionellen Orchestermanagement entfalten.
- Die Situationsbeschreibung der gegenwärtigen Laienorchesterarbeit offenbart
kulturpolitische Mißverständlichkeiten verbaler und zielgruppenorientierter Art, die
es sowohl verbandspolitisch, als auch durch die öffentliche Repräsentation der
Laienorchester selbst zu korrigieren und aktuellen Entwicklungen anzupassen gilt.
- Das Genannte
zieht schließlich die Forderung nach einer qualifizierten andragogischen Aus- und
Weiterbildung der Verantwortlichen im künstlerischen Bereich wie im Management
nach sich. Nur so können Bildungserwartungen und -angebote optimal aufeinander
abgestimmt werden, und nur so werden die unvermeidlich autoritären Strukturen
dieser Form gemeinschaftlichen Musizierens demokratisch getragen und zu einem
aktuellen Beitrag zum Bildungswesen unserer Gesellschaft.
6.1. Erweiterung des Repertoires
6.1.1. Angebot und Recherche
Die Häufigkeitsanalyse des gespielten Repertoires, die Erörterung der bisher relevanten
Auswahlkriterien in Kap. 4.2 und die Erkenntnisse der Fallstudie in Kap. 5 führen zu
der Schlußfolgerung, daß die verfügbaren Informationen zu Literaturangebot
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