- 172 -Kayser-Kadereit, Claudia: Das Laiensinfonieorchester im Horizont von Anspruch und Wirklichkeit 
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und freier Trägerschaften musikalischer Bildung. Sie sind jedoch überwiegend auf die dirigentische Tätigkeit in ihrer handwerklichen und künstlerischen Dimension ausgerichtet, andragogische Inhalte bereits in der Kursausschreibung – wie im folgenden Beispiel – sind eher die Ausnahme (Bundesakademie für musikalische Jugendbildung e.V. Trossingen): Der Akademiedirektor faßt die Grundsätze der Bildungsstätte entsprechend sparten- und damit auch altersgruppenübergreifend zusammen: »Wir legen unsere Angebote so an, daß sie einerseits Musikpädagogen zur Gruppenleitung befähigen und andererseits Chor- und Orchesterleiter zu musikpädagogischem Handeln anregen. Denn auch der Dirigent ist ein Musikpädagoge, der sich mit Grundlagen der Methodik und Psychologie befassen muß, wenn er auf Dauer Erfolg haben will. Um diesen Ansprüchen der fortbildungswilligen Teilnehmer zu genügen, greifen wir Erkenntnisse der Pädagogik, Jugendarbeit, Musikwissenschaft und der künstlerischen Musikpraxis in einem kontinuierlichen Prozeß auf.«47
47 BERG, Broschüre der Bundesakademie für musikalische Jugendbildung Trossingen 1992, S. 17.
Dennoch darf den Dirigierkursen der verschiedenen Veranstalter eine andragogische Komponente keinesfalls abgesprochen werden. Je nach individuellem Verlauf eines Kurses kann sie thematisiert werden, informell einfließen oder der Reflexion des einzelnen Teilnehmers überlassen bleiben. Letzteres ist der Fall, wenn es sich um einen Kurs handelt, der sich an der Kapellmeisterausbildung einer Musikhochschule orientiert und wie dort mit Klavierkorrepetition bzw. einem Berufsorchester arbeitet, so daß eine reale Laienorchestersituation nicht hergestellt wird (z.B. Dirigentenforum des Deutschen Musikrates als Förderprogramm für den dirigentischen Nachwuchs).48
48 MUSIKFORUM 28. Jg. 1992, Heft 77, S. 53f.
Es sollte vielmehr zur Diskussion gestellt werden, ob nicht gerade die Klientel angehender Berufsdirigenten in ihrer Ausbildung andragogische Angebote wahrzunehmen hätten, um ihnen ein adäquates Arbeitsfeld zu erschließen, falls die Kapellmeisterkarriere nicht möglich wird.

Die folgenden Beispiele von Fortbildungsveranstaltungen, die die Laienorchester ausdrücklich berücksichtigen, erheben keinen Anspruch auf Vollständigkeit, sondern weisen auf in diesem Zusammenhang besonders charakteristische Veranstaltungen hin:

Die Bundesakademie für kulturelle Bildung Wolfenbüttel, Fachbereich Musik, bietet jährlich einen Doppelkurs an: ›Dirigierwerkstatt Orchesterpraxis‹ (Vorauswahl) und ›Orchesterdirigieren mit dem Landes-Symphonieorchester Thüringen‹. 1999 wird ein gesonderter Kurs zum Rezitativdirigieren angeboten. Als Ansprechkreis wird genannt: »Chorleiter, Kirchenmusiker und auch Dirigenten von Laienorchestern.« Die als Arbeitsprogramm ausgeschriebenen Werke zählen nur zum Teil (mit * gekennzeichnet) zu dem in Kap. 4.1 ermittelten Standardrepertoire:

  • C. Orff, Carmina burana
  • *L. v.Beethoven, ›Egmont-Ouvertüre‹ op. 85
  • *J. Haydn, Sinfonie Nr. 104 D-Dur (Kurs 1995)
  • F. Mendelssohn Bartholdy, 2. Sinfonie ›Lobgesang‹
  • *J. Strauß, ›An der schönen blauen Donau‹
  • W. A.Mozart, Sprecherszene aus ›Die Zauberflöte‹ (Kurs 1996)

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