- 33 -Kayser-Kadereit, Claudia: Das Laiensinfonieorchester im Horizont von Anspruch und Wirklichkeit 
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»andere Leistungsbild« bleibt dagegen unklar. Festzuhalten bleibt ferner, daß hier Ansätze einer inhaltlichen Diskussion mit Orchesterteilnehmern, nicht mit den Dirigenten (!), über das Gehörte stattfindet und unterschiedliche Sichtweisen von Fach- und Laienjuroren berücksichtigt werden. Konsens aller am DOW Beteiligten habe, so KINDT, in folgenden Punkten bestanden: Der Wettbewerbsgedanke und der leistungsbezogene Ehrgeiz schafft eine projektbezogene Motivation des Einzelnen wie des gesamten Ensembles, die sich bereits vor dem Wettbewerb in erhöhter Probenintensität niederschlägt. Vergleich und Bewertung durch eine Jury, öffentliche Presse- und Publikumsstimmen ermöglichen somit Reflexion über die eigene Arbeit nicht nur durch den Dirigenten, sondern durch alle Orchestermitglieder. Auch wenn die Stipendienvergabe (Einladung zur Fortbildung) an Dirigenten dem Zweck der ›Beratung‹ zuzuordnen ist, bleibt die Frage offen, warum nicht alle, sondern nur »gerade diejenigen [Dirigenten] angesprochen werden, bei denen man das Gefühl hat, da könnte noch mehr bei rauskommen«.46
46 KINDT, FB 4.
An die Mitwirkenden und alle außenstehenden Interessenten richtet sich die jeweilige Ton- und Textdokumentation der bisher stattgefundenen Wettbewerbe. Eine vergleichende Höranalyse der auf Schallplatte oder CD dokumentierten Mitschnitte offenbart einen Qualitätslevel der genannten Wertungskriterien (Interpretation, Intonation, Stilsicherheit, Zusammenspiel, technische Gesamtleistung), der fließende Übergänge zu Konzerten reiner Berufsorchester und einer Reihe von Einspielungen auf Tonträgern dokumentiert, die kommerziell vertrieben werden, so daß sich die Trennung in die Kategorien Laien- und Berufsorchester punktuell aufzulösen beginnt.47
47 DEUTSCHER MUSIKRAT, 1. Deutscher Deutscher Laienorchesterwettbewerb Würzburg 7.–10. 5. 1986, 4 Schallplatten; 3. Deutscher Orchesterwettbewerb Goslar 27.–31. 5. 1992, vier CDs eine Aufnahme des Norddeutschen Rundfunks 1992; 4. Deutscher Orchesterwettbewerb Gera 12.–19. 5. 1996, vier CDs, eine Aufnahme des Mitteldeutschen Rundfunks 1996.

Dennoch gibt es neben Fotodokumenten, die ausgelassene Fröhlichkeit und Musizierfreude auch außerhalb des Wertungsspiels zeigen, und der Tatsache, daß mehrere Orchester wiederholt an den drei Veranstaltungen 1986, 1992 und 1996 teilgenommen haben, somit also offensichtlich positive Erfahrungen gemacht haben, gerade auch aus der BDLO-Spitze kritische Reaktionen.

»BDLO-Orchester sind kaum dabei. Beim ersten Wettbewerb ist ein typisches Orchester im Kammerorchesterbereich von uns dabeigewesen, und das ist dann auch hintenrunter gefallen, weil die Konkurrenz gerade bei Kammerorchestern groß ist. Im Grunde genommen hat sich bestätigt, daß das der falsche Weg ist. Für uns bringt das überhaupt nichts. Unsere Orchester können nicht als geschlossener Block 3–4 Tage in eine andere Stadt fahren, weil die Leute alle im Beruf sind. Das kann man mit Jugend- oder Schulorchestern machen, auch Studenten können sich das so einrichten. Insofern bringt das Konzept für den Chor- und Orchesterwettbewerb des Deutschen Musikrates nichts für eine Verbreitung der Musik in der Gesellschaft. Das fördert wirklich nur elitäres Musizieren ausgesuchter Ensembles, die ja z.T. nur zu diesem Zweck gegründet wurden. Treibende Kraft sind in dem Fall auch wieder die Sänger gewesen, und speziell die Gruppierungen, die halbprofessionell sind, die dann ihre CDs machen.«48

48 SCHäFER, FB 1.


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