- 38 -Kayser-Kadereit, Claudia: Das Laiensinfonieorchester im Horizont von Anspruch und Wirklichkeit 
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Dieses Berufsorchester hat seinen Sitz seit über 20 Jahren in Herford, ist ein B-Orchester mit derzeit 78 Stellen67
67 MUSIK-ALMANACH 1996/97, S. 572.
und einem Konzertangebot für die Region Ostwestfalen-Lippe (Konzertreihen in Herford, Paderborn, Bad Salzuflen, Minden, Detmold, Bünde). Herford verfügt nicht über ein eigenes Musiktheater. Der diesbezügliche Bedarf wird durch die unmittelbare Nachbarschaft des Philharmonischen Orchesters der Stadt Bielefeld und das Landestheater-Orchester Detmold abgedeckt. Kooperations- (oder Fusions-)überlegungen mit Bielefeld68
68 »Die Zeiten werden härter, den öffentlichen Händen ist das Geld längst zwischen den Fingern zerronnen – und woran wird gespart? Als erstes an der Kultur! [. . .] wir wollen allen kulturpolitischen Verwerfungen zum Trotz eine positive Zukunft des Landesorchesters NWD-Philharmonie mitgestalten. Das Engagement der Freunde und Förderer ist dabei besonders wichtig, denn über konkrete Einzelmaßnahmen hinaus wird die ›Klimabildung‹ immer notwendiger [. . .]. Momentan wird gerade an einem Gutachten gebastelt, ob eine engere Kooperation zwischen NWD-Philharmonie und Philharmonischem Orchester der Stadt Bielefeld Sinn machen könnte«. (E.BRITSCH in ›podium‹ Nr. 4 (1996) S. 2, hrsg. von der Philharmonischen Gesellschaft Ostwestfalen-Lippe e.V.)
und drohende Finanzkürzungen zwingen ein solches Ensemble zu verstärkter Öffentlichkeitsarbeit.69
69 »Das Ziel eines internationalen Standards ist erreicht, nun heißt es, dieses Niveau zu halten. Dieser Standard kann aber nicht Selbstzweck sein, sondern dient vor allem unseren treuen Abonnenten und Konzertbesuchern. Dabei gilt es natürlich auch, neue Musikfreunde für unsere Konzerte zu finden. Mit zahllosen Konzerten für Schüler und Instrumentenvorstellungen in den Schulen vor Ort, durch Babysitterangebote, Familienkonzerte, Kompositionswettbewerbe für Schüler, Mitmachorchester, ›philharmonic open‹ und ›Tage der offenen Tür‹ zeigen wir Ihnen etwas, das eben nur Menschen, die vor Ihren Augen ein Kunstwerk entstehen lassen, zeigen können«. (Intendant und GMD im Programmheft ’96/97, S. 3)
So entstanden über das Genannte hinaus u.a. ein Image- Video für einen großen Möbelzulieferbetrieb in der Region, Gesprächskonzerte in der Detmolder Musikhochschule und eben auch der erstmalige Versuch eines Sonderprojektes ›philharmonic open‹ im Februar 1997. Die Ausschreibung war im Veranstaltungsprogramm der Saison ’96/’97 abgedruckt, wurde aber auch durch die regionale Tagespresse verbreitet. Das Projekt kann als Kulturangebot ebenso interpretiert werden wie als Politikum. Es entsprang dem Bemühen der Intendanz, die Bedeutung des Orchesters in der Region durch besonderes Engagement für die Abonnentenkreise zu unterstreichen und durch Neues und Ausgefallenes in der Laien- und Breitenarbeit auf sich aufmerksam zu machen.70
70 Mündliche Auskunft des Referenten für Öffentlichkeitsarbeit der NWD-Philharmonie 1997.
Jeder Interessierte konnte ohne jede Vorbedingung teilnehmen. Das erste persönliche Anschreiben suggerierte eine Zufriedenheit des Veranstalters, »ein offensichtliches Bedürfnis« befriedigen zu können, und betonte die Freude,

»daß unsere Initiative eine so große Resonanz gefunden hat. Bis heute sind insgesamt 95 Anmeldungen [...] bei uns eingegangen, denen wir mit unserem Projekt viele neue Kontakte zu Gleichgesinnten und natürlich viel Spaß beim Orchesterspielen bieten möchten.«71

71 Erstes Anschreiben zu ›philharmonic open‹ vom 20.12.1996.

Auch die Ansprachen von Intendant und Öffentlichkeitsreferent vor Ort unterstrichen diese Darstellung. Erst der Programmzettel zum Abschlußvorspiel, das vor rund 250 Zuhörern entsprechend kommentiert und mit viel Applaus bedacht wurde, beleuchtete die Hintergründe etwas genauer. Ein Orchester aus Abonnenten sollte entstehen, das aufgrund der Entfernungen innerhalb der Region nur projektweise arbeiten könne. Überraschenderweise waren aber offensichtlich die wenigsten


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