Dieses Berufsorchester hat seinen Sitz seit über 20 Jahren in Herford, ist ein B-Orchester mit derzeit
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67 MUSIK-ALMANACH 1996/97, S. 572.
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und einem Konzertangebot für die Region Ostwestfalen-Lippe (Konzertreihen in Herford,
Paderborn, Bad Salzuflen, Minden, Detmold, Bünde). Herford verfügt nicht über ein
eigenes Musiktheater. Der diesbezügliche Bedarf wird durch die unmittelbare
Nachbarschaft des Philharmonischen Orchesters der Stadt Bielefeld und das
Landestheater-Orchester Detmold abgedeckt. Kooperations- (oder Fusions-)überlegungen mit
Bielefeld68
68 »Die Zeiten werden härter, den öffentlichen Händen ist das Geld längst zwischen den
Fingern zerronnen – und woran wird gespart? Als erstes an der Kultur! [. . .] wir
wollen allen kulturpolitischen Verwerfungen zum Trotz eine positive Zukunft des
Landesorchesters NWD-Philharmonie mitgestalten. Das Engagement der Freunde und
Förderer ist dabei besonders wichtig, denn über konkrete Einzelmaßnahmen hinaus wird
die ›Klimabildung‹ immer notwendiger [. . .]. Momentan wird gerade an einem
Gutachten gebastelt, ob eine engere Kooperation zwischen NWD-Philharmonie und
Philharmonischem Orchester der Stadt Bielefeld Sinn machen könnte«. (E.BRITSCH
in ›podium‹ Nr. 4 (1996) S. 2, hrsg. von der Philharmonischen Gesellschaft
Ostwestfalen-Lippe e.V.)
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und drohende Finanzkürzungen zwingen ein solches Ensemble zu verstärkter
Öffentlichkeitsarbeit.69
69 »Das Ziel eines internationalen Standards ist erreicht, nun heißt es, dieses Niveau zu
halten. Dieser Standard kann aber nicht Selbstzweck sein, sondern dient vor allem
unseren treuen Abonnenten und Konzertbesuchern. Dabei gilt es natürlich auch, neue
Musikfreunde für unsere Konzerte zu finden. Mit zahllosen Konzerten für Schüler und
Instrumentenvorstellungen in den Schulen vor Ort, durch Babysitterangebote,
Familienkonzerte, Kompositionswettbewerbe für Schüler, Mitmachorchester,
›philharmonic open‹ und ›Tage der offenen Tür‹ zeigen wir Ihnen etwas, das eben nur
Menschen, die vor Ihren Augen ein Kunstwerk entstehen lassen, zeigen können«.
(Intendant und GMD im Programmheft ’96/97, S. 3)
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So entstanden über das Genannte hinaus u.a. ein Image- Video für einen großen
Möbelzulieferbetrieb in der Region, Gesprächskonzerte in der Detmolder Musikhochschule
und eben auch der erstmalige Versuch eines Sonderprojektes ›philharmonic open‹ im
Februar 1997. Die Ausschreibung war im Veranstaltungsprogramm der Saison ’96/’97
abgedruckt, wurde aber auch durch die regionale Tagespresse verbreitet. Das Projekt
kann als Kulturangebot ebenso interpretiert werden wie als Politikum. Es entsprang dem
Bemühen der Intendanz, die Bedeutung des Orchesters in der Region durch
besonderes Engagement für die Abonnentenkreise zu unterstreichen und durch
Neues und Ausgefallenes in der Laien- und Breitenarbeit auf sich aufmerksam zu
machen.70
70 Mündliche Auskunft des Referenten für Öffentlichkeitsarbeit der NWD-Philharmonie
1997.
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Jeder Interessierte konnte ohne jede Vorbedingung teilnehmen. Das erste persönliche
Anschreiben suggerierte eine Zufriedenheit des Veranstalters, »ein offensichtliches
Bedürfnis« befriedigen zu können, und betonte die Freude,
»daß unsere Initiative eine so große Resonanz gefunden hat. Bis heute sind
insgesamt 95 Anmeldungen [...] bei uns eingegangen, denen wir mit unserem
Projekt viele neue Kontakte zu Gleichgesinnten und natürlich viel Spaß beim
Orchesterspielen bieten möchten.«71
71 Erstes Anschreiben zu ›philharmonic open‹ vom 20.12.1996.
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Auch die Ansprachen von Intendant und Öffentlichkeitsreferent vor Ort unterstrichen
diese Darstellung. Erst der Programmzettel zum Abschlußvorspiel, das vor rund 250
Zuhörern entsprechend kommentiert und mit viel Applaus bedacht wurde, beleuchtete die
Hintergründe etwas genauer. Ein Orchester aus Abonnenten sollte entstehen, das
aufgrund der Entfernungen innerhalb der Region nur projektweise arbeiten könne.
Überraschenderweise waren aber offensichtlich die wenigsten
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