- 25 -Kietz, Nicola: Musikverstehen und Sprachverstehen 
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der gleichzeitig Gemeinsamkeiten und Unterschiede von Musik und Sprache aufzeigt und evtl. musikalische Universalien aufzudecken hilft. Ausgehend von der in den 60er/70er Jahren aufgekommenen Hypothese, Musik sei wie Sprache eine akustische Kommunikationsform und bilde wie diese ein Zeichensystem, wird im folgenden die Übertragbarkeit linguistischer Terminologie und Methodologie thematisiert. Dieser semiotische Ansatz, der in seiner Anfangsphase Hoffnungen auf eine einheitlichere Form der musikalischen Analyse weckte, muß zwar recht kritisch betrachtet werden, erscheint mir aber dennoch als Ausgangspunkt für einen Vergleich sprachlicher und musikalischer Phänomene geeignet, zumal die oben erwähnte ästhetische Problematik auf diese Art und Weise zunächst außen vorgelassen werden kann.

2.3.2 Zur Übertragbarkeit linguistischer Terminologie und Methodologie

Nicht nur unter semiotisch orientierten Wissenschaftlern ist man sich weitgehend einig darüber, daß Musik zum einen als abstraktes System von regelhaft aufeinander bezogenen Einheiten existiert (auch über einzelne Musikstile hinaus), und daß auf der anderen Seite die aktuelle Benutzung dieses Systems steht. Eine analoge Dichotomie zu langue/parole kann also auch im musikalischen Bereich wiedergefunden werden.
Die Semiotiker gehen aber noch einen Schritt weiter. Adam Schaff, einer der Vertreter des musikalisch-semiotischen Ansatzes, brachte in den frühen 70er Jahren die Vorstellungen seiner Mitstreiter auf den Punkt:

"Die Sprache der Musik verfügt über alle Elemente, die nicht nur erlauben, eine Analogie zu den natürlichen Sprachen herzustellen, sondern sie in ähnlicher Weise zu analysieren." (Schaff 1973, S. 281)

Die Musik-Sprache-Analogie wird in dieser krassen Anschauung heute nicht uneingeschränkt geteilt. Gruhn (1989, S. 67/68) warnt beispielsweise vor einer zu engstirnigen Übertragung von linguistischen Prinzipien auf den musikalischen Bereich, denn dieses Vorgehen


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