- 41 -Kietz, Nicola: Musikverstehen und Sprachverstehen 
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3.Zusammenhänge von Sprach- und Musikverarbeitung: die Subjektseite

3.1 Der Wahrnehmende als Parameter des sprachlichen bzw. musikalischen Textes

3.1.1 Die Rolle der Perspektive für das Verstehen

Nach den Ausführungen des letzten Kapitels ist es möglich, bei verschriftlichter und erklingender Sprache oder Musik von - sehr unterschiedlich gestalteten - Texten zu sprechen, die der Leser

Musik ist natürlich in wesentlich stärkerem Maße vom Klang abhängig, obwohl es für Geübte auch möglich ist, sie beim Lesen in der Vorstellung erklingen zu lassen.

/ Hörer schließlich psychisch zu verarbeiten hat. An dieser Stelle muß hervorgehoben werden, daß die Einbeziehung des Rezipienten und der Rezeptionssituation für die Textbedeutung mindestens ebenso wichtig ist wie die dem Text immanente klangliche und strukturelle Sinnfälligkeit. Erst der Wahrnehmende konstitutiert Sprache oder Musik als bedeutungsvoll, wird also quasi selbst zu einem Parameter des Textes. Von seinem Vorwissen, seiner Erfahrung und seiner situativen Gestimmtheit hängt es ab, wieviele der sprachlichen oder musikalischen Bedeutungsebenen er erfassen kann bzw. will.
Konkret könnte das heißen, daß beispielsweise ein unerfahrener Sprecher/Hörer des Englischen zwar die wörtliche Satzbedeutung von " How do you do? " begreifen, die Äußerung aber nicht als umgangssprachliche Floskel erkennen kann, die, statt einer Antwort im herkömmlichen Sinne, vom Gegenüber die gleiche Floskel verlangt. Ein ähnliches Beispiel aus dem musikalischen Bereich: Ein Musikhörer, der vorwiegend mit Pop-Musik vertraut ist, würde zwar Abschnitte und Schlußfloskeln in Mozarts "Ein musikalischer Spaß" (KV 522) erfassen können, nicht aber die auf die Spitze getriebene Konventionalisierung der klassischen Strukturbildung.
Der Punkt, um den es hier geht, ist der, daß

"Verstehen immer perspektivisches Verstehen" (meine Hervorhebung, N.K.) ist. (Gruhn 1989, S. 17).

Im Wesentlichen bedingt durch die jeweilige Wissensstruktur des Rezipienten, kann also die Art des Verständnisses sehr unterschiedlich ausfallen. Zofia Lissa schreibt dazu:


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