"Es gibt viele Stufen und Typen des musikalischen Verstehens, und alle wirken befruchtend auf den Geist des Hörers; doch je mehr Ebenen dieses Verstehens sich beim Hörer realisieren, umso tiefer ist es, umso mehr vermittelt ihm die Nachricht." (Lissa 1973, S. 221) Die Vielfalt der Verstehenszugänge ist dabei in bezug auf Musik (und ästhetisierte Sprache) offensichtlich größer als bei der Alltagssprache, da es bei letzterer in erster Linie konkrete außersprachliche Inhalte zu "entschlüsseln" gilt. Erstere hingegen erlauben neben dem rational-analyti-schen auch einen überwiegend emotional-ganzheitlichen Umgang sowie sich daraus ergebende Zwischenstufen. Man kann sich einerseits ganz dem Kunstwerk hingeben und sich einfühlen, seine Gestik nachvollziehen oder es auch als ästhetisches Gebilde gewissermaßen distanziert-ganzheitlich genießen. Es ist allerdings zu fragen, ob hier schon von Verstehen gesprochen werden kann. Abb. 15: Die verschiedenen Verstehenszugänge (nach Gruhn 1989, S. 83) Vergleiche auch Lissa (1973, S. 223/224) und Rauhe/Reinecke/Ribke (1975, S. 167); die Verstehensebenen werden dort etwas anders bzw. aus einem anderen Blickwinkel (bewußt - unbewußt, Rauhe et al.) aufgegliedert, lassen sich aber in Gruhns Modell wiederfinden.
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