- 49 -Kietz, Nicola: Musikverstehen und Sprachverstehen 
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So mag es beispielsweise eine sprachliche Universalie geben, die die Merkmale aller produzierbaren Laute bereitstellt, von denen durch den Kontakt mit einer konkreten Sprache nur diejenigen im mentalen System verankert werden, die aktuell genutzt werden. Ein weiteres Beispiel: wahrscheinlich stellt wiederum eine andere Grundlagenmatrix nach diesem Prinzip Variablen für mögliche Wortstellungen im Satz (Subjekt-Verb-Objekt, Verb-Subjekt-Objekt,...) zur Auswahl bereit, usw..
Kurzum: Forschungsziel ist die Erfassung der universalen mentalen Organisationsprinzipien und nicht die Konstruktion der psychischen Strukturen und Prozesse von Einzelphänomenen.
Die Universalienforschung in der Musik steckt noch in den Kinderschuhen, ist aber von Wichtigkeit für die Aufdeckung von Gemeinsamkeiten und Unterschieden in der Sprach- bzw. Musikverarbeitung, denn

"die Frage, ob Sprache und Musik gleichermaßen selbständige mentale Systeme sind, läuft auf die Identifizierung und Begründung entsprechender Universalien hinaus."(Bierwisch/ Kaden 1983, S. 206)

3.2.2.3 Neuronaler und mentaler Ansatz

Die Untersuchung kognitiver Fähigkeiten beruht im wesentlichen auf zwei unterschiedlichen Zugangsweisen. Die Vertreter des Physikalismus gehen von einem neuronalen Ansatz aus, d.h. sie rücken die physische Grundlage der Kognition in den Mittelpunkt ihrer Forschung. Dahinter steht die Idee, daß die mentalen Strukturen und Vorgänge auf neuronale Gesetzmäßigkeiten reduzierbar sind.
Die Anhänger der funktionalistischen Position hingegen sind der Ansicht, man müsse die Kognition losgelöst von ihrer materiellen Basis beschreiben, da viele funktionale Eigenschaften des Gehirns nicht allein auf einer neuronalen Grundlage erklärbar seien.
Diese verschiedenen Vorgehensweisen werden in Kapitel 3.3.1 bzw. 3.3.2 noch genauer betrachtet, wobei ich aber den sich gegenseitig aus-schließenden Charakter der beiden Positionen abmildern und eher integrativ vorgehen möchte. Gerade in jüngster Zeit hat nämlich mit dem sogenannten Token-Physikalismus ein vermittelnder Ansatz an Boden gewonnen, der der Tatsache Rechnung trägt, daß mentale Fähigkeiten zwar nicht auf physiologische Korrelate


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