nicht vermag. Spannungserhöhend, -abbauend oder -erhaltend können sogenannte konjunktive und disjunktive Relationen (V = Vertreterrelationen) sein. Die ihnen entsprechenden Propositionen können verschiedene, aber gleichwertige Argumente besitzen. Man denke nur an die vielen unterschiedlichen Vertreterklänge der Dominante (D, d, Dp, D7, D7), die in D-Relation zur Tonika zu stehen vermögen, entweder (disjunktiv) einer von ihnen allein oder (konjunktiv) mehrere nacheinander. Bruhn postuliert, daß Propositionen nicht nur ideal sind, um die harmo-nischen Beziehungen formal zu beschreiben, sondern daß sie auch die mentalen Relationen zwischen Schemata kennzeichnen. Propositionale Beziehungen, so Bruhn, bestünden auch zwischen den Akkorden von möglicherweise mental existierenden Tonalitätsschemata (z.B. C-Dur, s. Abb. 24) Abb. 24: Propositionales Schema von C-Dur (Ausschnitt aus den theoretisch möglichen Beziehungen; aus: Bruhn 1988, S. 85)
oder zwischen den Formteilen größerer musikalischer Formen, beispielsweise des Volksliedes. Die
Nähe des Propositionsgedankens zum "setting" von Geschichten und zu textsortenspezifischen Erzählstrukturen (Märchen, Parabeln, Berichten, ...) ist augenscheinlich. Sobald genügend musikalische oder sprachliche Informationen eingegangen sind, kann der Rezipient einen dazugehörigen Bezugsrahmen - ein Tonalitäts- oder setting-Schema - aktivieren, in den auch die nachfolgenden Informationen eingeordnet werden.
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