konnten, daß sie mit harmonischen Propositionen (s.o.) beschreibbar waren.
Festzuhalten ist also, daß es wahrscheinlich nicht-bewußtseinspflichtiges, prozedurales Wissen ist, das auch Laien das Erkennen von relationalen Beziehungen ermöglicht. Im Gegensatz zum physikalischen Unterscheidungsvermögen, das den Experten vorbehalten bleibt, ist das Wissen über propositionale Relationen allgemein ausgeprägt und entspricht der in objektiven Strukturbeschreibungen nachweisbaren Analogie der propositionalen Strukturen von Sprache und Musik. Damit liegt der Unterschied zwischen musikalischen Laien und Experten vor allem in den unterschiedlichen Anteilen an bewußtseinsfähigem und nicht bewußtweinspflichtigem Wissen, das in den mentalen Schemata repräsentiert ist. Die in Bruhns Untersuchung zum Ausdruck gekommene Strukturparallelität zwischen sprachlichen Zusammenhängen und musikalisch-harmonischen Sequenzen läßt vermuten, daß strukturelles sprachliches und musikalisches Wissen zwar möglicherweise bereichsspezifisch und damit modular aufbewahrt wird, daß das bottom-up-Prozesse leitende prozedurale Wissen dagegen - zumindest im harmonischen Bereich - sowohl für musikalische als auch für sprachliche Verarbeitungsvorgänge eingesetzt wird. Diese allgemeinen intellektuellen Strategien würden auch "[...] erklären, warum Mitglieder außereuropäischer Musikkulturen westliche Musik nicht nur verstehen, sondern darüber hinaus diese Musik so gut reproduzieren lernen, daß ihre Tätigkeit von professionellen Musikern des westlich-europäischen Kulturkreises als bedrohliche Konkurrenz angesehen wird (z.B. bei japanischen Pianisten, Dirigenten, Geigern, usw.)." Einschränkend ist hier natürlich anzumerken, daß japanische Musiker zumeist bereits von frühester Kindheit an mit der europäischen Musiktradition vertraut gemacht wurden und werden und somit einen den europäischen Kollegen ähnlichen Erfahrungsschatz mitbringen. (Bruhn 1988, S. 211) |