Jene drei
künstlerischen Hauptfähigkeiten des ganzen Menschen haben
sich zum dreieinigen Ausdruck menschlicher Kunst unmittelbar und von
selbst ausgebildet, und zwar im Drama: Tanzkunst, Tonkunst und
Dichtkunst heißen die drei urgeborenen Schwestern der Kunst.
Die Tanzkunst veredelt sich im Drama zu ihrem geistigsten
Ausdrucksvermögen, der Mimik.
Wir haben
die griechische Kunst zur menschlichen Kunst überhaupt zu
machen.
Nicht eine
reich entwickelte Fähigkeit der einzelnen Künste wird in
dem Gesamtkunstwerk der Zukunft unbenützt verbleiben.
Der
künstlerische Mensch kann sich nur in der Vereinigung aller
Kunstarten zum gemeinsamen Kunstwerke vollkommen genügen.
Die Kunst
soll das treue, bewußtseinsverkündende Abbild des
wirklichen Menschen und des wahrhaften Lebens der Menschen sein. Der
Inhalt dessen, was der Wort-Ton-Dichter auszusprechen hat, ist das
von aller Konvention losgelöste Reinmenschliche.
Nur aus dem
Leben vermag die Kunst Stoff und Form zu gewinnen. Unmittelbar dem
Leben entnommen, befriedigt die dramatische Handlung das Verlangen
des Lebens nach Verständnis.
Geben Sie Wagners Idee wieder, die
Vereinigung der Künste mit dem Begriff „menschlich“
in Verbindung zu bringen.
Nehmen Sie kritisch Stellung zu Wagners
Auffassung, daß allein in der Vereinigung aller Künste
das wahre Kunstwerk zu realisieren sei. Denken Sie dabei an Wagners
Ausführungen über Gefühl und Verstand in Kap. 3.
Das Menschliche soll nicht nur die Form,
sondern auch den Stoff – den Inhalt – des Kunstwerks
Wagners bestimmen. Überlegen Sie, inwiefern man die Handlung
des Lohengrin mit dem Begriff „menschlich“ in Verbindung
bringen kann. Beziehen Sie die in Kap. 2 kennengelernten Texte
Wagners mit in Ihre Überlegungen ein.
Haben Sie schon einmal die Erfahrung gemacht,
daß ein Kunstwerk zu Ihrem Verständnis des Lebens
beigetragen hat, wie Wagner es fordert? Berichten Sie darüber.
Wenn Sie auf die Suche gehen, im Lohengrin
etwas derartiges zu erfahren: wo würden Sie fündig?
Dieser
Artikel entstammt der Schrift Vermittelte Musik. Freundesgabe für
Walter Heise zur Emeritierung, hg. von Hartmuth Kinzler,
Osnabrück: Selbstverlag der
Universität 2001 (= Schriftenreihe des Fachbereichs Erziehungs-
und Kulturwissenschaften der Universität Osnabrück; Bd.
17), S. 112 – 153.
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