- 172 -Kinzler, Hartmuth (Hrsg.): Vermittelte Musik 
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Was ich mir also wünsche, ist eine Schule mit Lücken, die ich für den speziellen Schüler im richtigen Moment selbst ausfüllen kann. Und dazu brauche ich keinen durchkomponierten Stoff, sondern Beispiele an der methodisch richtigen Stelle, die sich nach Belieben verändern oder erweitern lassen. Etwa auch durch ganz andere Literatur, mit der ich selbst gute Erfahrungen gemacht habe. Also keine vorgepflasterte Straße, sondern eher Trittsteine mit Zwischenräumen, die ich immer neu füllen oder aber gegebenenfalls auch überspringen kann.

Noch ein Bild: Der Methodiker baut das Haus, die Komponistin versieht es mit vielfältig interessanten und phantasievollen Materialien (auch Pop-Art ist willkommen!), die Praktikerin macht Vorschläge zur Anlage der Zimmer und zu ihrer Möblierung. Aber – Hand in Hand mit einer Schülerin – möchte ich das Haus selbst einrichten und damit für sie (eben genau nur für sie) bewohnbar machen“.


Unser Musiklehrer fühlt sich ausgesperrt. Er möchte keinen Oberlehrer als Autor haben.

Dabei hat der es nicht nur gut gemeint, sondern im besten Fall auch gut gemacht. Er weiß wohl auch von Mängeln und Studiendefiziten vor allem in der praktischen Methodik-Ausbildung. Aber dann müßte er besser ein kleines Lehrerheft beilegen, seine Ideen erläutern und an exemplarischen Beispielen verdeutlichen. Er kann nicht durch minuziöse Vorgaben dem unterrichtenden Kollegen alle Verantwortung abnehmen: die Schüler, um die es hier geht, sind nicht seine Schüler!

Noch in einem zweiten Punkt verstehe ich den Autor.

Wenn man ein Leben lang Wissen und Erfahrungen gesammelt hat, möchte man alles auch möglichst lückenlos offenlegen und weitergeben. Für diese Lückenlosigkeit ist aber eine Instrumentalschule – so wie ich sie sehe – nicht geeignet.

Weniger zu sagen, als man weiß, fällt oft schwer!

Der Autor müßte sich – wenn er sich auf sein methodisches Grundkonzept verlassen kann – damit begnügen, die Weichen für einen lebendigen, variablen und didaktisch offenen Unterricht zu stellen. Im Vertrauen darauf, daß nun Lehrer und Schüler lustvoller, phantasievoller und auch nachdenklich-beobachtender die halbleeren Wohnungen des „Schul-Hauses“ möblieren werden.

Selbst wenn dann manchmal etwas anderes entsteht, als es sich der Autor hier oder da vorgestellt hat.


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