- 250 -Kinzler, Hartmuth (Hrsg.): Vermittelte Musik 
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fort und hält eine kindliche Neugier auf der Suche nach dem oben zitierten ‚Zauberwort‘ wach, das allen Dingen das Geheimnis ihrer Musikfähigkeit entlocken kann bzw. – um es im Jubiläumsjahr mit Goethe klar ins Naturkundliche zu wenden – das „die heiligen Schwingungen und leisen Töne“ vernehmlich werden läßt, „womit die Natur alle Gegenstände verbindet“ (J. W. v. Goethe, zitiert unter dem Stichwort ‚Schwingungen‘ in Deutsches Wörterbuch von Jakob und Wilhelm Grimm, Band 9, Sp. 2711).

Das in seinem Ausgangsmaterial so außerordentlich bescheidene, aber in der Wirkung ebenso nachhaltige akustische Experiment mit Schemel, Faden und Schürhaken ließ immer wieder den Gedanken der Vermittlung eines vergleichbar intensiven Schlüsselerlebnisses im eigenen musikpädagogischen Tätigkeitsfeld aufkommen. Ein erster Ansatz in diesem Sinne gelang mit einer Phase lustvollen Erkundens der Klänge und Geräusche beim Umgang mit verschiedensten Materialien im Zusammenhang der schriftlichen Arbeit des Autors zur Zweiten Lehrerprüfung, die auf ‚experimentelle Gehörbildung in der Grundschule‘ abzielte. Hierzu gehörte im Trend auditiver Wahrnehmungserziehung um die Wende zu den siebziger Jahren auch die Auseinandersetzung mit den Schallphänomenen der Umwelt, wobei die Tonbandaufnahme eines neben der Schule auf und ab ratternden Miststreuers ebenso zur Tafelskizze des dynamischen Verlaufs und zur Transposition mit Stimmen und klingendem Gerät anregte wie Ausschnitte aus Ligetis Atmosphères oder dem Adagio der 10. Sinfonie von Mahler.

Erst zwanzig Jahre später ergab sich mit einem besonderen Gedenktag im Leben der jetzigen Schule des Autors als zentralem Bezugspunkt eine unwiderstehlich stimulierende Konstellation von Voraussetzungen für ein Wiederaufgreifen des immer noch bewegenden Schlüsselimpulses von einst. Die Schwingungen und mit ihnen das Motto von den ‚jubilierenden Realien‘ lagen quasi in der Luft, als zu Beginn der neunziger Jahre der für den Herbst 1993 anstehende 125. Geburtstag der Realschule Bad Essen im Landkreis Osnabrück dem Kollegium und der Schülerschaft inblick auf die interess

HH immer drängender als Anspruch bewußt wurde, zur Feier dieses historischen Ereignisses eine angemessene Präsentation schulischer Aktivitäten zu planen.


In musikalischer Hinsicht beim Wort genommen, wurde das ‚Jubiläum‘ zum Anlaß, einmal die Realien selbst, die wirklichen Dinge, von denen die Schulform ihren Namen herleitet, zum ‚Jubilieren‘ – zum Schwingen und Klingen – zu bringen. Unter dem Thema ‚Schwingungen – Experimente, Instrumente, Installationen‘ wurde nach einem Gedankenaustausch über das Vorhaben in der Gesamtkonferenz eine Ausstellung konzipiert und ab Sommer 1992 als Workshop-Projekt eingerichtet. Für die räumliche Unterbringung konnte im Rahmen des Projekts ein ca. 30 x 11 m großer Dachboden der Schule nach und nach von den Teilnehmern entrümpelt und gereinigt werden. Die gesamte Schülerschaft


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