- 336 -Kinzler, Hartmuth (Hrsg.): Vermittelte Musik 
  Erste Seite (1) Vorherige Seite (335)Nächste Seite (337) Letzte Seite (456)      Suchen  Nur aktuelle Seite durchsuchen Gesamtes Dokument durchsuchen     Aktuelle Seite drucken Hilfe 

Hermann Rauhe

Singen als Sprache der Seele

Plädoyer für eine Neuorientierung der Musikpädagogik im Geiste Yehudi Menuhins


Menuhins Vision: Singen als Muttersprache aller Menschen

Leider ist das Singen mit seiner großen Bedeutung für die Erziehung und Persönlichkeitsentwicklung des Menschen in den letzten Jahrzehnten fast völlig aus dem Blickfeld geraten (vgl. Auerbach 1999), obwohl gerade die neuere Forschung u. a. zur „emotionalen Intelligenz“ (vgl. Goleman 1997) überzeugende Argumente für die Unverzichtbarkeit einer gleichgewichtigen rationalen und emotionalen Bildung liefert.

Wir sind in Deutschland in bezug auf eine Alltagskultur des Singens zu einem Entwicklungsland geworden – das muß im Vergleich auch zu anderen Industrieländern leider festgestellt werden. Aber der heute schon weit fortgeschrittene Verfall, der im Nachkriegsdeutschland vonstatten ging, schaffte auf der anderen Seite auch die heutigen Freiräume für einen Neuanfang im Sinne der nachfolgenden Vision von Yehudi Menuhin.


Es ist eine Vision zur möglichen Bedeutung des Singens für den Menschen, die mich immer wieder hoffnungsvoll berührt. Yehudi Menuhin, der bis zuletzt voller Zuversicht Friedensimpulse in die Welt trug, formulierte sie kurz vor seinem Tode als Schirmherr der Initiative „Il canto del mondo e.V.“. Diese Förder- und Aktionsgemeinschaft wurde von Karl Adamek ins Leben gerufen und bemüht sich um eine ‚Erneuerte Alltagskultur des Singens‘. (Vgl. Il canto del mondo 1999.) In ihr engagieren sich Musiker, Musiktherapeuten, Künstler, Ärzte, Pädagogen, Kulturmanager, Psychologen, Architekten, Journalisten, Akustiker und viele andere mehr. Als Mitbegründer und Präsident dieser Aktionsgemeinschaft freue ich mich, daß immer mehr Menschen diese Vision aktiv teilen. Dieses Vermächtnis Yehudi Menuhins möchte ich Ihnen gerne in voller Länge mitteilen, bevor ich wissenschaftliche Begründungen liefere und Fragen der Musikpädagogik beleuchte. Denn seine Worte vermögen meiner Erfahrung nach immer wieder, Menschen an ihre musikalischen Wurzeln zu erinnern. Und ich kenne nur wenige Aussagen, die auf eine so persönliche, weise und berührende Art aufrütteln und begeistern zugleich. Ich wünsche mir, daß viele Musiklehrerinnen,


Erste Seite (1) Vorherige Seite (335)Nächste Seite (337) Letzte Seite (456)      Suchen  Nur aktuelle Seite durchsuchen Gesamtes Dokument durchsuchen     Aktuelle Seite drucken Hilfe 
- 336 -Kinzler, Hartmuth (Hrsg.): Vermittelte Musik