- 337 -Kinzler, Hartmuth (Hrsg.): Vermittelte Musik 
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Musiklehrer, Erzieherinnen und Erzieher, viele Engagierte in der musikalischen Früherziehung, aber vor allem auch Eltern durch den Aufruf von Yehudi Menuhin erreicht werden.


Menuhins Vermächtnis zur Bedeutung des Singens


Das Singen ist die eigentliche Muttersprache aller Menschen:
denn sie ist die natürlichste und einfachste Weise,
in der wir ungeteilt da sind und uns ganz mitteilen können –
mit all unseren Erfahrungen, Empfindungen und Hoffnungen.


Das Singen ist zuerst der innere Tanz des Atems, der Seele,
aber es kann auch unsere Körper aus jeglicher Erstarrung
ins Tanzen befreien und uns den Rhythmus des Lebens lehren.


Das Singen entfaltet sich in dem Maße,
wie es aus dem Lauschen, dem achtsamen Hören erwächst.
Singend können wir uns darin verfeinern,
unsere Mitmenschen und unsere Mitwelt zu erhören.


Immer geht uns der Gesang eines Menschen unmittelbar an,
wächst ein Verstehen, Teilhaben und Begreifen über alle Begriffe hinaus.
Das ist meines Erachtens nur möglich,
weil im Singen sich das menschliche Doppelwesen offenbart:
Singen gehört fraglos zur Natur des Menschen,
so daß es gleichsam keine menschliche Kultur gibt, in der nicht gesungen würde.


In einer Zeit, in der die natürlichen und geistig-seelischen Vermögen der Menschen
immer mehr zu verkümmern scheinen,
so daß möglicherweise unsere Zukunft überhaupt bedroht ist,
brauchen wir notwendig alle nur möglichen Quellen der Besinnung,
die uns offen stehen.
Singen birgt nun unvergleichlich das noch schlummernde Potential in sich,
wirklich eine Universalsprache aller Menschen werden zu können:
Im Singen offenbart sich der gesamte Sinn- und Sinnenreichtum der Menschen und Völker.


Dieser einmalige Sprachschatz
darf uns nicht verloren gehen,
was aber tatsächlich zur Zeit geschieht.

Deshalb gilt es, das Singen nicht nur zu bewahren,
sondern weltweit zu fördern.


Denn Singen macht, wie nichts anderes,
die direkte Verständigung der Herzen
über alle kulturellen Grenzen hinweg möglich.


Hunderte triftige Gründe könnte ich nennen, die dafür sprechen,
daß die Entfaltung einer neuen Weltkultur des Singens,
so wie sie mir als Zukunftsvision vorschwebt,
den Menschen von innen heraus, in seiner Alltäglichkeit befähigen kann,
die Friedfertigkeit der Menschen und Kulturen untereinander zu befördern


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