- 365 -Kinzler, Hartmuth (Hrsg.): Vermittelte Musik 
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diesem Rahmen natürlich knapp, doch können und sollen sie die Richtung weisen. Das gilt auch für die in einigen Kapiteln als letzte Ergänzung mitgeteilten Grundbegriffe der musikalischen Formenlehre. – Die gelegentlichen Querverweise auf andere Kapitel sollen ebenfalls das Angebot bereichern, indem sie die ständige Verbindung der Energien, von denen ja keine allein steht, aufzeigen. – Für die Ergänzungen und Vorschläge sind einfache Notenkenntnisse unerläßlich, der Grundtext kommt ohne diese Hilfen aus. – Die abschließenden „Vorschläge“ enthalten Anregungen für das praktische Umsetzen.



1 Zeitlicher Ablauf

Musik ist eine der Kunstarten, die in Verbindung mit Zeitverbrauch entstehen.1)

a) Die geringste Spannung weist die Gleichförmigkeit von hörbaren Ereignissen auf. Zwar kann eine derartige fortgesetzte Wiederholung eine Erwartung aufbauen, vielleicht noch unterstützt durch geeignete Klänge2), die ihrerseits zu- oder abnehmen (vgl. Kap. 4 und 6). Für sich allein genommen fehlt jedoch als Voraussetzung für Veränderungen der Spannungsverhältnisse der absichtlich eingebrachte Wechsel.

b) Der erste Eingriff in die Gleichförmigkeit erfolgt durch das Hervorheben von Schwerpunkten. Sie führen zu einer Einteilung der Musik in Takte.3) Wenn dieses Betonen jedoch beibehalten wird und somit zu einer gleichmäßig ausgeprägten Schematik führt, so wird damit wieder eine Gewohnheit installiert.4)

c) Sind die Zeitwerte unterschiedlich, gewinnt die Musik bedeutend an Reiz. Es kann sich dabei um einfache und regelmäßige, oder auch um freie Unterteilungen der Grundwerte handeln, die wir Teilwerte nennen wollen, oder um Verlängerungen bzw. Vergrößerungen. Sie können in ihrer Abfolge die Takteinteilung noch unterstützen oder auch überspielen. In Verbindung mit einer melodischen Linie wird aus ihrem Ablauf ein Tanz, ein Lied oder ein anderes musikalisches Element5) (vgl. Kap. 2). Besonders auffällig sind Verlängerungen über Taktschwerpunkte hinaus, die Synkopen. – Für alle Veränderungen gilt, daß sie bei mehrfacher Wiederholung den Überraschungseffekt einbüßen.

d) Für das Beschreiben und Gestalten des zeitlichen Ablaufs sind auch die Räume zwischen den Klängen sehr bedeutsam. Sehr oft zeugen gerade diese Pausen von der individuellen Verarbeitung.


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