- 402 -Kinzler, Hartmuth (Hrsg.): Vermittelte Musik 
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  • Übe Deinen Vortrag zu Hause, nimm das Tonband zu Hilfe

  • Sprich vor allem Namen mit größter Sorgfalt aus, achte darauf, daß wichtige Namen wiederholt werden

  • Denke an den Ratschlag von Robert Schumann: willst Du Effekte machen, dann übertreibe (in der Langsamkeit des Vortrags, in der Modulation von Tonfällen etc.)

  • Keine Angst vor dem Herzeigen von Gefühlen; Du kannst ruhig zu erkennen geben, daß Dir Dein Thema Spaß macht, an die Nieren geht, wichtig ist. Oute Dich, wenn Dich eine Sache stark berührt (aber werde nicht privat, das kann peinlich sein)

  • Einen Vortrag „gibt man nicht ab“, einen Vortrag präsentiert, zelebriert man

  • Hab keine Angst vor Humor, er schadet nichts

  • Wann immer möglich, baue nach dem Prinzip eines Radiofeatures Musik mit ein (immer kürzer, als Du denkst; den besten Effekt erzielt man, wenn man das Gefühl hat, die Zuhörer hätten gern noch länger zugehört)

  • Du bist unschlagbar, wenn Du während Deines Vortrags als Musiker auftrittst: singend oder spielend, dann bist Du ein vollkommenes Medium

  • Falls die Musik nicht zu elaboriert ist, darf man sogar „voice over“ machen (Achtung: Musik muß dabei wirklich nur dezente Grundierung bleiben)

  • Behalte Deine Zuhörer im Auge, laß sie nicht los, gibt ihnen das Gefühl des persönlichen Angesprochenseins

  • Schön, wenn Du dann und wann frei formulierst, fabulierend ein bißchen abschweifst, scheinbar nebensächliche Episoden gleichsam parlando mit einbindest (an solchen Stellen kann man auch als Kommentator seines eigenen Vortrags in Erscheinung treten)

  • Du willst Musik nicht vermitteln, sondern erlebbar machen. Also sorge dafür, daß sie einen aufregenden „Rahmen“ bekommt – dieser Rahmen ist Deine Erzählung, d. h. er stellt ein Stück des ursprünglichen musikalischen Lebenszusammenhangs aus. Schüler erleben dann Musik in ihrer „existentiellen Bedeutsamkeit“ (z. B. wenn Schuberts Todesvision im Leiermann zum Greifen nahe kommt). Bedenke: das Hauptanliegen von Musik ist ihre sinnliche Unmittelbarkeit, als Tummelwiese für harmonische Analysen bleibt sie blutleer

  • Denn es macht einen Unterschied, ob Du mit Deinen Schülern in einen Dom gehst und dort die Kühle, die Weite des Raums, den Rest von Weihrauch, das gebrochene Sonnenlicht erlebst, oder ob Du mit ihnen die Bauskizzen studierst ...

    War noch was? Ach ja. Bevor Gotthold Ephraim Lessing, einer der schärfstsinnigen Aufklärer und hellstsichtigen Analytiker, ihn zum Sultan schickt, auf daß er diesem die Parabel von den drei ununterscheidbaren Ringen erzähle, läßt er Nathan, den Weisen, in den weißen Bart murmeln: „Nicht die Kinder bloß speist man mit Märchen ab“.



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