Brunhilde Sonntag
„Was ist ein Mensch?“Zu Fanny Hensels geistlichen Werken
In einem Zeitraum von nur 7 Monaten komponierte Fanny Hensel im Jahre 1831 ihre wichtigsten geistlichen Werke: am 14. Juni 1831 vollendete sie die Kantate Lobgesang (für Soli, Chor und Orchester), am 31. Oktober die Kantate Hiob (ebenfalls für Soli, Chor und Orchester) und am 20. November die Musik für die Toten der Cholera-Epidemie 1831 (früher Oratorium nach Bildern der Bibel genannt; für 4 Soli, Chor und Orchester).
Fanny schrieb den Lobgesang zum 1. Geburtstag ihres Sohnes Sebastian. Zwei Tage vor dessen Geburtstag – am 14. Juni 1831 – war die Komposition fertig; und in einer Tagebuchnotiz vom 19. Juli 1831 – es war der Geburtstag Wilhelm Hensels – lesen wir:
Abends hatte sich Wilhelm meine Musik zu Sebastians Geburt bestellt, die vor einem gewählten Publikum gesungen ward, und uns und Allen viel Vergnügen machte.1
Liest man in ihren Tagebüchern über die Zeit ihrer Schwangerschaft und ihre Freude auf ihr erstes Kind, in die auch Hensel mit einbezogen wurde, so wird verständlich, daß Fanny diesem Glück in ihrer Musik entsprechenden Ausdruck gab. „Seit dem März“ schreibt sie,
hat mein Kind die ersten Lebensregungen merken lassen, zu unserer unendlichen Freude, ich kann unmöglich beschreiben, was das für eine Empfindung ist, wie viel enger sie uns zusammenschließt, wie zärtlich man sich für seinen Mann fühlt, wie viel mehr als sonst, wenn das Kind sich vernehmen läßt.2
Als Sebastian am 16. Juni 1831, früh um 7.00 Uhr, geboren war, mischte sich in die Freude auch Ängstlichkeit, denn – so schreibt Fanny am 6. August 1831 in ihrem Tagebuch –:
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