durch die
Musik, welche die Stürme und wechselvollen Stimmungen, aber auch
die Nähe und das erstrebte Glück in sich zu bergen
vermochte.
Die daraus resultierende, werkimmanente Symbolik ist offensichtlich und soll im folgenden an einem weiteren Beispiel in bezug auf ihre lebensgeschichtlichen Bedingungen interpretiert werden. Es geht um die Frage, inwieweit zwischen der Romanze in es-Moll op.11, Nr. 1 von Clara Wieck und Werk 28, Nr. 2 in Fis-Dur von Robert Schumann geheime, bisher noch nicht wahrgenommene Verbindungen bestehen. Strukturell ist die Verwandtschaft beider Kompositionen deutlich erkennbar. Sie verweist auf die Intensität und lebenslange Unauflösbarkeit der Beziehung und dokumentiert noch darüber hinaus die Fähigkeit gerade der wortlosen Tonkunst, zum vieldeutigen Dokument zu werden, das Zeugnis ablegt von ästhetischen Gemeinsamkeiten wie auch von persönlichen menschlichen Bindungen. Robert Schumann hat dieses Konzept 1853, drei Jahre vor seinem Tode, im Zusammenhang mit der Anerkennung für das Frühwerk des damals 20jährigen Johannes Brahms eindrucksvoll formuliert. Der Aufsatz Neue Bahnen schließt mit den Sätzen:
Es waltet in jeder Zeit ein geheimes Bündnis verwandter Geister. Schließt, die Ihr zusammengehört den Kreis fester, daß die Wahrheit der Kunst immer klarer leuchte, überall Freude und Segen verbreitend.4
Zu Robert Schumanns Fis-Dur-Romanze op. 28, Nr. 2 und ihrer Bedeutung für Clara Schumann
Das geheime Bündnis mit Robert Schumann ließ Clara Schumann, geborene Wieck, lebenslang nicht los. Sie überlebte ihren Mann um 40 Jahre, und ihr ist es zu verdanken, daß die Öffentlichkeit nach seinem Tode relativ schnell mit seinem Œuvre vertraut wurde. Sie schätzte und liebte die Werke des Komponisten und war davon überzeugt, daß sie sich überall durchsetzen würden. In zahllosen Konzerten verbreitete die Pianistin Schumanns Klaviermusik und kümmerte sich – zusammen mit Johannes Brahms – um die Herausgabe seines Gesamtwerkes. Als sie 1896 an den Folgen eines Schlaganfalls starb, galt Robert Schumann als einer der bedeutendsten Vertreter nachklassischer Musik und war in weiten Kreisen bekannt. In den letzten Lebensjahren schienen sie die Erinnerungen an ihn mit besonderer Intensität heimgesucht zu haben. Seit 1891 hatte sie wegen zunehmender gesundheitlicher Probleme nicht mehr öffentlich konzertiert und konnte seit 1894 ihre Finger kaum noch bewegen. Trotzdem gab sie ihrem Enkel Ferdinand, Sohn der Tochter Elise, noch Klavierunterricht; im Tagebuch notierte sie: „sein Eifer macht mir die Stunden, die ich ihm gebe, |