Was haben die Studierenden in diesem Seminar gelernt – was haben sie nicht
gelernt?
Sie haben eine beachtlich große Zahl von Opern in ihrer Handlung und ihrem
historischen Zusammenhang kennengelernt. Sie haben die Geschichte der Oper,
angefangen bei Monteverdi bis in die unmittelbare Gegenwart einmal durchschritten und
somit einen ersten Überblick über die Gattung erhalten, ohne jedoch in allen Fällen
kompositorische Aspekte und ästhetische Hintergründe thematisiert zu haben. Sie sind
nun in der Lage, sich zügig Informationen über Opern zu verschaffen. Jeder Einzelne hat
eine Oper in einem vorgegebenen zeitlichen Rahmen unter der vorgegebenen
Fragestellung faßlich präsentiert. Die Studierenden haben über die Akzeptanz von
zeitgenössischen Opern im gegenwärtigen Musikleben und über ihre gesellschaftliche
Funktion ausführlich reflektiert und diskutiert. Vielleicht war es eher ein Seminar unter
dem Obertitel »Einführung in die Opernkultur«, als daß es ins Zentrum der
Historischen Musikwissenschaft führte. Dazu konzentrierte sich die Arbeit zu stark
auf den Opernstoff und den historischen Hintergrund, während die Arbeit am
Notentext und an den Quellen doch begrenzt blieb. Hier könnte man ansetzen, und
die vorgestellte Arbeitsmethode und -atmosphäre mit analytischen Inhalten
anfüllen.
Meine eigene Arbeit bestand vorwiegend darin, die Diskussionen zu moderieren;
vielleicht hätte man auch das noch delegieren können. Wenn man die Aufgabe
eines Lehrenden in einem universitären Seminar vorwiegend darin sieht, Wissen
und Kenntnisse zu präsentieren, dann habe ich in diesem Seminar versagt.
Vielleicht 10 %, maximal 20 % der Inhalte sind von meiner Seite gekommen:
manche eingestreute Details und Hintergründe, etwa zur Rettungsoper, zum
Risorgimento, zur Oper im Dritten Reich, zur Opernarbeit am Theater, zu
einzelnen Komponisten oder zur Historischen Aufführungspraxis – viel mehr
nicht.