Der Vertrauten gegenüber konnte sie freimütig über die schleichende Verarmung reden,
kannte diese sich doch gerade darin gut aus:
Unser Haushalt beschränkt sich bei der hiesigen Theuerniß wieder nur auf
einen Dienstboten, welche einzig in Therese besteht, die schon bereits einige
Jahre bei mir
war.30
Die Korrespondenz blieb zeitlebens herzlich. Als Minna eine Weile lang nichts von ihrer
Freundin hörte, war sie gleich besorgt:
Sage mir, wie geht es Dir? Warum schreibst Du mir nicht einmal ein paar
Zeilen, bist Du mir böse? Die Kürze Deines letzten Briefes läßt mich das
leider vermuthen. Ich denke so viel an Dich, meine Seele, daß ich nicht eher
Ruhe finde, bis ich ein paar Zeilen von Dir erhalten habe. Zögere nicht länger
mehr!31
Stets schimmert eine große Herzlichkeit hindurch, die zeigt, daß die beiden Frauen ein
inniges Verständnis verband.
Liebste Freundin! Solltest Du mich schon unter die Todten zählen, so nimm
in Deinem Herzen nur noch einmal einen Belebungsversuch vor – der Mensch,
oder mache ich eine Ausnahme, hat gar ein zähes Leben! [...] Hätt ich Geld
käme ich zu Dir gereist, statt des unvollkommenen Schreibens, vielleicht
gewinne ich in der Lotterie, wer kein Glück mehr in der Liebe hat, hat es im
Spiel, sagt man. Dann sehe ich Dich! – Bis dahin behalte mich ein bischen
lieb. Grüsse Deinen vortrefflichen Mann! und sei innigst geküßt von Deiner
Minna.32
Trotz aller Abneigung von Richards Seite hielt die Freundschaft zwischen Emma und
Minna, und Emma, die selbst wußte, was es bedeutete, das Leben dem Ehemann
unterzuordnen, schrieb später über ihre Freundin:
Die Welt wird es nie
erfahren, was diese gute treue Proletarierseele Alles für ihren Mann gethan
hat.33
Richard Wagners erste Frau an Emma Herwegh, in: Das Forum, 1. Jg. (1914),
S. 142.
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