Oberbürgermeister »wohl kaum schaden«; vielleicht genüge
aber auch »der Ausdruck Ihrer Verwunderung« über dessen eigenmächtiges
Verhalten. 38
Drewes an Johst vom 16. August 1944, BArch, R 56 V/28, Bl. 72.
|
Johst jedoch, der es nach dem zutreffenden Urteil Carl Zuckmayers zwar gemeinhin liebte, den
»weltfremd-naiven Poeten zu spielen«, nach 1933 aber so manchmal auch den »Gewaltmenschen«
herauskehrte,39
Carl Zuckmayer, Geheimreport, hg. von Gunther Nickel u. Johanna Schrön, Göttingen:
Wallstein 2002, S. 56. Vgl. den entsprechenden Kommentar dazu auf S. 234 ff.
|
schrieb seinen längst fälligen Brief an den wartenden Dost nun nicht etwa in der Form
höflicher Andeutungen, sondern strafte ihn »saugrob« ab – und schickte Drewes auch
gleich einen Durchschlag. Seine Verärgerung über den ganzen »Unfug« explizit betonend,
belehrte Präsident Johst seinen Vize darüber, daß das »kulturpolitische Steuer« in
Berlin und nicht in Zwickau liege. »Sie als alter Nazi sollten das weiss Gott
wissen«. Differenzen zwischen Propagandaministerium und Amt Rosenberg
zu sehen oder konstruieren zu wollen, gehe nicht an: »Für uns gibt es keine
Rosenberg-Männer und Goebbels-Männer; wir haben ganz klare Fahrt.« Dost hätte sich
ganz einfach in der Frage der Preisverleihung an ihn wenden können, und er hätte ihm
eine klare Antwort erteilt. »Aber der gute Oberbürgermeister Dost aus der
Grossstadt [!] Zwickau, der muss ja auf seinen Präsidenten pfeifen und autonom
seine Entscheidung treffen. Ich sage Ihnen einmalig und endgültig, wenn so
etwas noch einmal passiert, dann haben Sie den Präsidenten Johst gesehen,
und ich sage mit meinem guten [sächsischen; RD] König: ,Macht Eiren Dreck
allene«‘. 40
Johst an Dost vom 22. August 1944, BArch, R 56 V/28, Bl. 6. Johst stammte gebürtig aus
Sachsen (Seerhausen bei Oschatz).
|
Nachdem, wie er schrieb, das Gewitter »abgedonnert« war, wechselte Johst zum Schluß
in seinen gewohnt jovial-herzlichen Ton und grüßte seinen Adressaten »in alter
Kameradschaft« mit einem »lebendige[n] Sieg-Heil und Heil Hitler!« Drewes
informierte er an selben Tage, auch er habe dem »guten Dost« einen Brief »vor
den Bug« gesetzt; er nehme nun an, »der Brave lässt jetzt seinen Zick-Zack
Kurs.« 41
Johst an Drewes vom 22. August 1944, BArch, R 56 V/28, Bl. 71.
|
Angesichts der Kriegssituation Ende August 1944 war aber für die Deutsche Robert
Schumann-Gesellschaft und ihren leidenschaftlichen Anwalt Dost ohnehin nicht mehr viel
zu gestalten möglich.
|