- 59 -Kinzler, Hartmuth (Hrsg.): Musik und Leben 
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Bernd Enders / Martin Gieseking
Das Computerkolleg Musik – Gehörbildung
Zur Entwicklung tutorieller Präsentations- und Interaktionskomponenten

Gehörbildung im Selbststudium

Ein musikalisch geschultes Gehör ist eine nahezu unerläßliche Grundvoraussetzung für die sinnvolle Auseinandersetzung mit Musik. Ohne die Fähigkeit Rhythmen, Intervalle oder Kadenzen kognitiv kategorisieren zu können, bleibt die erklingende Musik eine undifferenziert wahrgenommene Ansammlung klanglicher Ereignisse, die lediglich aufgrund subjektiver, vom sozialen Umfeld geprägter Bewertungskriterien beurteilt werden kann. Aus diesem Grund gehört die fundierte Gehörbildung zur Grundausbildung eines jeden Musikers und Musikwissenschaftlers.

Eine effiziente Schulung des Ohrs bedingt neben den theoretischen Grundlagen allerdings auch ein ständiges, intensives Training, also einen aktiven Umgang mit den musikalischen Strukturen, wie Rhythmus, Melodik und Harmonik. Im Gegensatz zu vielen anderen Teildisziplinen der musikspezifischen Ausbildung ist ein Selbststudium der Gehörbildung mit klassischen Mitteln so gut wie unmöglich, denn auf welche Weise soll sich der Schüler mit Hilfe eines Instruments seine eigenen Aufgaben stellen, ohne etwa gleichzeitig auf taktile Informationen beim Spielen eines Akkordes zurückzugreifen, die geradezu zum »Schummeln« auffordern? Der Lernende ist folglich konsequenterweise gezwungen, von einem Tutor Höraufgaben präsentiert und vorgespielt zu bekommen, welche anschließend vom Schüler auditiv erkannt und vom Lehrer wiederum bewertet werden müssen. Die Rolle des Tutors besteht in dieser Situation aus einer vergleichsweise monotonen Repetition ähnlicher Hörbeispiele in Verbindung mit durchdachten Adaptionen an die Fortschritte sowie an eventuell vorhandene partielle Hördefizite des Schülers.

Neben den individuell zu gestaltenden Aufgaben spielt aber auch eine entspannte Lernumgebung einschließlich einer gewissen Grundmotivation auf Seiten des Lernenden eine nicht zu unterschätzende Rolle. Der klassische Gruppenunterricht an der Musikschule, am Konservatorium oder der Universität mit seinen festen Zeiten und dem vergleichenden latenten Prüfungscharakter kann dies nur bedingt leisten, oder schlägt bei schwächeren Schülern gar ins Gegenteil um. Aber auch die Idealsituation eines individuellen Gehörbildungsunterrichts, bei


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