- 60 -Kinzler, Hartmuth (Hrsg.): Musik und Leben 
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dem sich ein Lehrer in vollem Umfang einem einzelnen Schüler widmen kann, unterliegt zeitlichen, motivationsbedingten und nicht zuletzt finanziellen Beschränkungen. Clemens Kühns Bemerkung »Man bedenke einmal, [. . . ] was es kostet, wenn ein Hochschullehrer eine Quinte anschlägt«1
1
Kühn (1988), S. 7.
unterstreicht diesen Sachverhalt am Beispiel der Musikhochschule. Er dürfte allerdings ebenso für den Privatunterricht Gültigkeit besitzen und sich gleichzeitig nicht ausschließlich auf den finanziellen Aspekt beziehen.

Didaktische und methodische Aspekte

Vor diesem Hintergrund stellt sich die Frage, ob ein Computer in der Trainingsphase des Gehörbildungsunterrichts an die Stelle der Lehrperson treten könnte, da ein Lernprogramm prinzipiell in der Lage ist, sich an Alter, Leistungsstand und Lerntempo des Schülers vorurteilsfrei anzupassen und notwendige bzw. erwünschte Informationen und Übungen zu jeder Tages- und Nachtzeit mit beliebiger Dauer ohne Ermüdungserscheinungen zu präsentieren. Die technischen Voraussetzungen aktueller Hardware können aus Sicht des an dieser Stelle betrachteten Aspekts heute als nahezu ideal bezeichnet werden: Selbst die preisgünstigsten Multimedia-Rechner unterstützen neben schneller Grafik- und Videodarstellung auch die polyphone Klangwiedergabe in akzeptabler Qualität und ermöglichen, ggf. nach dem Einbau zusätzlicher Sound- oder Schnittstellenkarten, auch die Ansteuerung MIDI-fähiger Musikinstrumente. Zur bequemen Eingabe von Tönen und kurzen Melodien können überdies simulierte, mit der Maus oder der Computertastatur zu bedienende Bildschirmklaviaturen herangezogen werden.

Trotz der guten technischen Voraussetzungen erstaunt es immer wieder, wie wenig sinnvolle Musiklernprogramme im Handel erhältlich sind. Zweifellos dürfte der vergleichsweise beschränkte potentielle Käuferkreis für namhafte, umsatzorientierte Softwarehäuser von geringem Interesse sein, doch suchen Musikschüler und Studenten auch in den Katalogen kleinerer spezialisierter Anbieter vergeblich nach einem umfassenden Gehörbildungssystem. Bei genauerer Betrachtung der Anforderungen an ein solches Programm und einer entsprechend angemessenen programmiertechnischen Umsetzung stellt man jedoch schnell fest, daß die Realisation einer flexiblen, nicht monoton nach dem Zufallsprinzip arbeitenden Anwendung gleichsam ein hohes Maß an musiktheoretischen Kenntnissen, didaktisch-methodischen Überlegungen sowie einiger Programmiererfahrung bedarf. Experten, die fundierte Kenntnisse in jedem dieser drei Bereiche vorweisen können, sind sehr rar und so darf der Mangel an geeigneter Software letztlich nicht wirklich verwundern.


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