- 98 -Kinzler, Hartmuth (Hrsg.): Musik und Leben 
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diesem Studiengang, wie wohl auch an anderen Universitäten, viele Langzeit- und Parkstudenten befinden. Dagegen trifft die Zahl der eingeschriebenen Lehramtsstudierenden ziemlich genau den Stand der aktiv an den Lehrveranstaltungen Teilnehmenden: Die Studierenden haben sich in einer Eignungsprüfung, auf die sie sich intensiv vorbereitet haben, durchgesetzt und ein klares Berufsziel vor Augen.

Die späteren Lehrerinnen und Lehrer brauchen Allroundkenntnisse über die Oper und gleichzeitig Fertigkeiten, um in der Detailarbeit etwas exemplarisch herauszuarbeiten. Während hier das Berufsfeld recht deutlich vorgezeichnet ist, erweist es sich im Magisterstudiengang als äußerst diffus. Die Absolventen gehen in die Medien (Zeitungspresse oder Hörfunk), arbeiten in Kulturverwaltung oder -management oder verfolgen eine wissenschaftliche Laufbahn. Die derzeit virulente Ansicht, man müsse nicht mehr vorwiegend Fachkenntnisse, sondern Fertigkeiten, ja sogenannte Schlüsselkompetenzen an der Universität erwerben, mit denen jedem Einzelnen dann die vielseitigsten Möglichkeiten unabhängig von jeder Fachlichkeit offenstehen, ist dabei doch problematisch. Jüngst wurde von einem Absolventen des Faches Musikwissenschaft berichtet, der so breite Schlüsselkompetenzen erworben hatte, daß er zwar keinen Arbeitsplatz als Musikwissenschaftler erhalten habe, aber nun erfolgreich ein großes Autohaus leite. Sollen musikwissenschaftliche Hochschullehrer an der Universität Autohändler ausbilden?

An der Universität Osnabrück nehmen Lehramtsstudierende und Magisterstudierende an den gleichen Lehrveranstaltungen teil. Das hat den Nachteil des mangelnden Zuschnitts auf die spezifischen Bedürfnisse und Fähigkeiten der Studierenden in den einzelnen Studiengängen. Aber es ergeben sich auch verschiedene Vorteile der gegenseitigen Befruchtung: Lehramtsstudierende sind stärker mit der musikalischen Praxis berührt und denken an die spätere Vermittlung der Gegenstände, Magisterstudierende können dagegen einer gewissen Oberflächlichkeit der Lehrinhalte – »Das braucht man als Lehrer sowieso nicht« – entgegentreten.

Die verbreitetste Veranstaltungsform ist das Seminar. Referate werden gehalten, die manchmal gelingen und großes Gehör finden. Daneben hört man häufig Klagen der Studierenden über die ständigen, endlosen und langweiligen Referate. Wenn keine Referate zu hören sind, werden Texte und Gegenstände unter Leitung des Lehrende erarbeitet und diskutiert. Er stellt Fragen und hört sich solange Antworten an, bis die richtige dabei ist, die er mit einem genüßlichen »Ja« begrüßt. In der Schulmethodik heißt das Frontalunterricht und gehört schon lange nicht mehr zu den idealen Vermittlungsformen. Die Themen der Seminare und die einzelnen Inhalte und Bestandteile, die Themen der Referate, die zu diskutierenden Texte, zu behandelnden Musikstücke usw. sind vom Lehrenden bereits vorgegeben und entziehen sich der Mitgestaltung durch die Studierenden. Vom mündigen Studenten sei einstweilen nicht die Rede.

Nach diesen Vorbemerkungen soll der Verlauf eines Seminars dargestellt werden. Daran anschließend wird nochmals auf hochschuldidaktische Überlegungen


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