Anstelle eines Abstracts:
Die nachfolgenden Ausführungen widmen sich der Frage, was ein universitäres Seminar
zum Thema Oper leisten kann. Damit wollen sie grundsätzlich auf das Defizit an
hochschuldidaktischer Diskussion im Fach aufmerksam machen. Solche Überlegungen stehen
dem Fach Musik/Musikwissenschaft an einer Universität, an der die Auseinandersetzung um
musikalischen Vermittlung eine große Rolle spielt, wohl an, ebenso wie sie in der Festschrift
einer Geehrten gut plaziert sind, die sich dieser Frage Zeit ihres Lebens gewidmet hat und als
Hochschullehrerin außerordentlich geschätzt war. Die Ausführungen zeigen zweitens einen Weg
der konkreten Vorgehensweise eines nicht alltäglichen Seminars. Sie liefern drittens keine
wissenschaftlichen Neuerkenntnisse, aber eine Werkzusammenstellung von Opern, in denen ein
Bekenntnis für Freiheit und Gerechtigkeit erkannt werden kann. Sie zeigen schließlich ein Stück
gegenwärtiger Opernkultur.
Was soll eine Studentin oder ein Student in einem universitären Pro-Seminar von der
Gattung Oper erfahren? Die Antwort kann sehr unterschiedlich ausfallen, wie ein Blick
in die Themen der Musikwissenschaftlichen Vorlesungen an Universitäten in der
Musikforschung belegt: Man kann einen geschichtlichen Überblick vom 17. Jahrhundert
bis zur Gegenwart geben, man kann das Opernschaffen eines einzelnen Komponisten –
Mozarts oder Wagners, Verdis oder Puccinis – skizzieren, man kann exemplarisch eine
einzelne Oper – Don Giovanni oder Die Meistersinger, Orfeo oder Wozzeck
– untersuchen und verschiedene Inszenierungen diskutieren, eventuell auch
eine Produktion am städtischen Opernhaus kritisch begleiten, schließlich ein
opernästhetisches Problem thematisieren.
Grundsätzlich wäre eine Besinnung auf das spätere Berufsfeld nützlich. Die
Studierenden im Fachgebiet Musik/Musikwissenschaft an der Universität
Osnabrück gehören etwa zu 25 % dem Magisterstudiengang (Hauptfach) und zu
75 % den Lehramtsstudiengängen an, von denen wiederum drei Viertel
das Lehramt am Gymnasium anstreben und ein Viertel das Lehramt an
Grund-, Haupt- und Realschulen, hier fast ausschließlich mit dem Schwerpunkt
Grundschule.1
Die Misere, daß das Lehramt an Haupt- oder Realschulen mit dem Fach Musik kaum mehr
angestrebt wird, kann hier nicht thematisiert werden.
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Die tatsächliche Zahl der Magisterstudierenden ist schwer zu erfassen, da sich in
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