- Ästhetische Intentionen haben zur Installation der Klassik-Beschallung(en) geführt.
- Ordnung stiftende »Nebeneffekte« wurden von beiden Betreibern (Hochbahn und
DB AG) beobachtet und begrüßt.
- Diese »Nebeneffekte« sind nicht durch Untersuchungen der Betreiber zu verifizieren.
Eine akustische Ästhetisierung der Umwelt scheint zunächst ein hehres Ziel, welches (unter
anderen Vorgaben) auch von Seiten der Klangökologie-Bewegung gefordert
wird20
und langsam die eher kulturpessimistische Haltung eines Beklagens der »Vertreibung der
Stille«21
ablöst. Unklar bleibt jedoch, warum solch eine Verschönerung allein durch die
Dauerbeschallung mit klassischer Musik erfolgt. Die Betreiber führen folgende Gründe
an, die sie als geeignete Berieselungsmusik qualifizieren:
- Hochbahn AG:
ökonomische Gründe (abgelaufene Urheberschaft), harmonische Musik
- DB AG:
»größter gesellschaftlicher Konsens«, positive Erfahrungen seitens der Hochbahn
Das Argument der ökonomischen Vorteile, die sich aus abgelaufenen Urheberrechten ergeben, möchte ich hier
einmal vernachlässigen.22 |
Einerseits fallen durch die Beauftragung von Muzak im Vergleich zur anfänglich betriebsintern
organisierten Beschallung zusätzliche Kosten an, andererseits sind nicht alle Stücke des
laufenden Classical-Kanals gemafrei (z. B. Werke vom Filmkomponisten John Williams
oder Rondo Veneziano). Die Gema-Gebühren sind nicht im Abonnement der Muzak-Kanäle
inbegriffen, wie im Muzak-Prospekt ausdrücklich betont wird.
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Da auf Seiten der Deutschen Bahn die »vorangegangen positiven Erfahrungen« (der
Hochbahn) nicht zu verifizieren sind, werden in Kapitel 6 die verbleibenden Punkte
noch einmal aufgegriffen. Insbesondere der angenommene »gesellschaftliche
Konsens« über klassische Musik verlangt nach einer genaueren Betrachtung
(Kapitel 6.1.2). Bei der Untersuchung des Repertoires des Classical-Kanals
werden einige Kriterien benannt, die aus klassischer Musik eine gemeinhin als
»harmonisch« empfundene Berieselungsmusik werden lassen (Kapitel 6.2.1).
Doch zunächst gilt es einen Blick auf die Öffentlichkeit der Bahnhöfe zu werfen.
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