2. Musik am Bahnhof – Bestandsaufnahme2.1. Beispiele ähnlicher BeschallungsphänomeneDie Idee von Musik innewohnenden »ordnungsstiftenden« Effekten ist nicht neu. Hinweise darauf finden sich bereits u. a. in der altchinesischen Moralphilosophie (welche die »staatstragenden Kräfte klanglicher Ordnungsbildung« preist) oder bei Aristoteles (im 8. Buch seiner Politika).1
»In den letzten Jahren haben Ladenbesitzer herausgefunden, daß sich Drogendealer fernhalten lassen, wenn sie die Straße vor dem Geschäft mit klassischer Musik beschallen, und Mozart wurde schon in Einkaufzentren gespielt, um herumlungernde Teenager zu vertreiben (...).«2
Quellenangaben, die diese Behauptung untermauern könnten, fehlen leider an dieser Stelle – ebenso, wie der Versuch, den zitierten Effekt zu begründen. Es ist anzunehmen, dass das Phänomen in den 1990ern Schule zu machen begann. Im Internet finden sich zahlreiche Hinweise auf ähnliche »Anwendungsweisen« klassischer Musik: z. B. auf Bahnhöfen in Sydney (seit 1999),3 in einer McDonalds-Filiale in Southhampton/England,4 im öffentlichen Nahverkehr in und um Barcelona und in Londoner Bussen.5 In München werden seit Februar 2001 ebenfalls einige U-Bahn-Linien und -Haltestellen mit klassischer Musik beschallt.6 Die MVG (Münchener Verkehrsgesellschaft) führte im März 2001 eine Umfrage unter ca. 1000 Fahrgästen zur Akzeptanz der Musik durch. Dabei sahen 58 % der Befragten keinen Handlungsbedarf bei der Musikauswahl, die Mehrzahl der Fahrgäste schien also mit der Beschallung zufrieden zu sein.7 Interessant ist auch, dass 20 % der männlichen und sogar 28 % der weiblichen Befragten angaben, sich mit der Musik sicherer zu fühlen. Im Gegensatz zum Untersuchungsgegenstand Hamburger Hauptbahnhof läuft die Klassik in der Münchener U-Bahn nicht pausenlos, sondern wird zu Stoßzeiten abgeschaltet. Beschallt wurde in München auch der Hauptbahnhof. Eine Nachfrage bei Herrn Bayer vom Bahnhofsmanagement München8
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