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die dort laut Bayer etwa von 2000 bis 2002 lief (genauere
Angaben konnte er leider nicht machen), sei »vom Kunden nicht angenommen
worden«. Sie sei dort »Quelle ständiger Beschwerden« gewesen und hätte außerdem
einen »zusätzlichen Kostenfaktor« ausgemacht, erklärte er zu den Gründen
des Abschaltens der Musikbeschallung. Welche Musik genau am Münchener
Hauptbahnhof lief, konnte Bayer nicht mitteilen. Betreiber sei jedoch Muzak
gewesen. Da die Musik von ihm als instrumentale, aber nicht »rein klassische«
Musik beschrieben wurde, liegt die Vermutung nahe, dass hier der instrumentale
»Environmental-Kanal«9
des Konzerns zum Einsatz gekommen ist. Im Folgenden möchte ich versuchen zu
ergründen, wie es zur Klassik-Beschallung am Hauptbahnhof kam bzw. welche
Motivationen hinter der Beschallung stecken.
2.2. Motivationen
2.2.1. Hamburger Hochbahn
In einer Tunnelhaltestelle der Hamburger Hochbahn trat die Klassik-Beschallung zum
ersten Mal in Erscheinung. Bereits im Juli 1998 wurde die Haltestelle »Hauptbahnhof«
der Linie U2 im Bereich Ausgang Hauptbahnhof Nord mit Klassik beschallt. Über die
Gründe sprach ich mit Herrn Niemeyer, Pressesprecher der Hamburger Hochbahn
GmbH.10 |
Das Gespräch fand am 13.05.03. telefonisch statt
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So sei die Initiative für die Klassik von einem Mitarbeiter der Hamburger Hochbahn
ausgegangen und hätte, so Niemeyer, rein ästhetische Gründe gehabt. Erst später
habe man festgestellt, dass die Hintergrundmusik auch positive Aspekte im
Bereich Vandalismusprävention zeigte, ein Nebeneffekt der natürlich gerne in
Kauf genommen wurde. Vorbild für die Beschallung sei Hintergrundmusik in
anderen Lebensbereichen (z. B. in Kaufhäusern) gewesen. Beschallt werden die
Hallenbereiche und Gänge der Haltestelle, nicht jedoch die Bahnsteige selbst, um die
Verständlichkeit von Durchsagen (etwa Verspätungen oder Fahrplanänderungen
betreffend) nicht zu gefährden. Mit der Beschallung solle dem »unattraktiven
Eindruck der gekachelten Wände« (Niemeyer) in den beschallten Bereichen
entgegengewirkt werden. Für Klassik habe man sich entschieden, da zum einen
harmonische Musik gefragt gewesen sei und sie zum anderen den Vorteil böte, dass die
Urheberschaft der Werke bereits verjährt sei, und so keine Lizenzgebühr für die
Betreiber der Beschallung anfiele. Anfangs wurde die Beschallung noch von der
Hamburger Hochbahn AG selbst organisiert, die eigens Boxen installierte, die
Verkabelung vornahm und geeignete CDs auswählte. Im Sommer 2002 wurde die
Verantwortung für die Hintergrundmusik auf die Firma Muzak übertragen. Laut
Niemeyer habe man sich, nach dem Einholen verschiedener Angebote, aufgrund
ihrer langjährigen Erfahrungen im Bereich Hintergrundmusik für die Firma
entschieden. Muzak installierte Satellitenantenne und -empfänger und beschallte den
U-Bahnhof fortan mit dem »Classical-Kanal«, einem von acht Kanälen aus dem
Muzak-Angebot.11
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