MARY AGNES LANGDALE
Ein Plädoyer für eine breitere Behandlung der Musik in unseren Schulen.
(März 1908)
Vom Headmaster des Eton College wird berichtet, er habe kürzlich im Verlaufe einer wichtigen Rede festgestellt, daß "Musik der große Erziehungsgegenstand des 2o.Jahrhunderts" sein werde. Gewiß deuten viele Anzeichen auf die Überzeugung hin, daß die Zeit kommen wird, in der die verständnisvolle Würdigung von Form, Geschichte und Ästhetik der Musik eine ebenso große Notwendigkeit für jeden kultivierten Mann und jede kultivierte Frau sein wird, wie jenes Wissen um Malerei, Architektur und Dichtung, das schon so lange ein integraler Faktor einer guten Allgemeinbildung gewesen ist. Der Grund für diese kommende Wende liegt nahe, denn die Musik in ihrer zeitgenössischen Entwicklung ist die jüngste der Künste. Zu einer Zeit, als den Ausdrucksmitteln von Architektur oder Malerei wenig oder nichts mehr hinzuzufügen war, befand sich die Kunst der Musik noch in ihren frühesten Anfängen. Erst im Verlaufe des letzten Jahrhunderts hat sich die Kompositions- und Aufführungstechnik so vervollkommnet, daß so verschiedene Gegenstände wie die höchst abstrakte Philosophie, die Religion, die Romanze und Komödie allesamt Ausdruck in den Werken der großen Tondichter gefunden haben. Ich denke mit Sicherheit sagen zu können, daß niemand, der mit dem ganzen Bereich der modernen Musikliteratur vertraut ist, -von solchen Werken wie Strauss' Also sprach Zarathrusta [sic!] [1] bis zu Elgars großer Trilogie von der Gründung und
__________
[1] Textanmerkungen und Fußnoten des Herausgebers oder Übersetzers erscheinen in eckigen Klammern. Die Fußnoten des Originals sind nicht numeriert, sondern nur durch * und gekennzeichnet. Seitenzahlen des Originals erscheinen in geschweiften Klammern.(W.H.)
|