(Rammsayer 2000, S. 88) bestimmt wird. Wo das neuroanatomische Substrat
dieses inneren Taktgebers liegt, ist jedoch unklar. Auch Pöppel postuliert eine
Art innere Uhr: »Für die Ereignis-Identifikation wird ein Gehirn-Mechanismus
angenommen, der wie ein oszillatorisches System mit einer Frequenz von etwa 30 Hz
arbeitet.« (Pöppel 1998, S. 372). Wie der Verweis auf den so genannten circadianen
Rhythmus schon impliziert, beschränkt sich die Auswirkung der von Rammsayer als
Zeitwahrnehmung benannten Phänomens nicht auf den Millisekunden-Bereich. Zeitliche
Wahrnehmungs- bzw. Steuerungsmöglichkeiten im minimalen Bereich haben
offensichtlich Auswirkungen auf großräumigere Zeitabläufe. Während die dem
Bewusstsein zugänglichen Dimensionen von Zeit keine Auswirkungen auf die basalen,
reflexhaft gesteuerten Prozesse von Zeitverarbeitung haben, können umgekehrt die
evolutionsbiologisch früh angelegten archaischen Funktionen grundlegenden Einfluss
ausüben. In Erweiterung der Abbildung in Abschnitt 6.1.1 kann folgendes Schema
gelten:
Für das Spannungsfeld zwischen Kognition und Reflex bzw. Subjektivität und Objektivität soll hier angemerkt werden, dass die Zeitwahrnehmung – also die subkortikale Verarbeitung sehr kurzer Reize – als eine zwar unbewusste, dennoch aber objektive Form zeitlicher Perzeption anzusehen ist: unbeeinflusst von Erfahrungen, Lerneffekten oder kognitiver Reife misst die innere Uhr das Verfließen von minimalen Zeiteinheiten – auf die die Verarbeitung auch größerer Dauern zurückzuführen ist. Als subjektive Komponente können allerdings interindividuelle Unterschiede in der Funktionstüchtigkeit (Genauigkeit) angenommen werden. Die Exaktheit der subkortikalen Zeitverarbeitung (der inneren Uhr) könnte genetisch bedingt sein:
|