- 104 -Lehmann, Silke: Bewegung und Sprache als Wege zum musikalischen Rhythmus 
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(Rammsayer 2000, S. 88) bestimmt wird. Wo das neuroanatomische Substrat dieses inneren Taktgebers liegt, ist jedoch unklar. Auch Pöppel postuliert eine Art innere Uhr: »Für die Ereignis-Identifikation wird ein Gehirn-Mechanismus angenommen, der wie ein oszillatorisches System mit einer Frequenz von etwa 30 Hz arbeitet.« (Pöppel 1998, S. 372). Wie der Verweis auf den so genannten circadianen Rhythmus schon impliziert, beschränkt sich die Auswirkung der von Rammsayer als Zeitwahrnehmung benannten Phänomens nicht auf den Millisekunden-Bereich. Zeitliche Wahrnehmungs- bzw. Steuerungsmöglichkeiten im minimalen Bereich haben offensichtlich Auswirkungen auf großräumigere Zeitabläufe. Während die dem Bewusstsein zugänglichen Dimensionen von Zeit keine Auswirkungen auf die basalen, reflexhaft gesteuerten Prozesse von Zeitverarbeitung haben, können umgekehrt die evolutionsbiologisch früh angelegten archaischen Funktionen grundlegenden Einfluss ausüben. In Erweiterung der Abbildung in Abschnitt 6.1.1 kann folgendes Schema gelten:


PIC


Für das Spannungsfeld zwischen Kognition und Reflex bzw. Subjektivität und Objektivität soll hier angemerkt werden, dass die Zeitwahrnehmung – also die subkortikale Verarbeitung sehr kurzer Reize – als eine zwar unbewusste, dennoch aber objektive Form zeitlicher Perzeption anzusehen ist: unbeeinflusst von Erfahrungen, Lerneffekten oder kognitiver Reife misst die innere Uhr das Verfließen von minimalen Zeiteinheiten – auf die die Verarbeitung auch größerer Dauern zurückzuführen ist. Als subjektive Komponente können allerdings interindividuelle Unterschiede in der Funktionstüchtigkeit (Genauigkeit) angenommen werden. Die Exaktheit der subkortikalen Zeitverarbeitung (der inneren Uhr) könnte genetisch bedingt sein:


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