Zusammenfassend können diese Aussagen dahingehend interpretiert werden, dass die Phänomene Zeit und Rhythmus ähnlichen – wenn nicht sogar gleichen – Verarbeitungsstrukturen unterliegen.
Zeit- und Rhythmuswahrnehmung in der experimentellen PsychologieNach den obigen Überlegungen erscheint es fast verwunderlich, dass die experimentelle Psychologie überhaupt die Notwendigkeit empfindet, funktionelle Zusammenhänge von Zeit- und Rhythmuswahrnehmung in Frage zu stellen. Rammsayer (2000) gibt einen Überblick über schon vorliegende Studien und legt dar, dass Rhythmus- und Zeitverarbeitung getrennt voneinander untersucht wurden (ebd., S. 90). Immerhin verweist er darauf, dass beide Bereiche schon im Säuglingsalter adäquat verarbeitet werden können und interpretiert dies mit ähnlichen Verarbeitungsmechanismen: Die Tatsache, dass die menschliche Rhythmuswahrnehmung, ebenso wie die menschliche Zeitwahrnehmung, schon kurz nach der Geburt eine erstaunliche Leistungsfähigkeit aufweist, spricht nicht nur für die Annahme, dass die entsprechenden zentralnervösen Verarbeitungsmechanismen keine höheren kortikalen bzw. kognitiven Funktionen voraussetzen, sondern kann auch als indirekter Hinweis auf eine enge funktionale Beziehung zwischen beiden Wahrnehmungsbereichen verstanden werden. Eine solche Sichtweise erfährt eine zusätzliche Untermauerung durch empirische Ergebnisse zur Übungsinvarianz dieser beiden Funktionen. (ebd., S. 91; zur Übungsinvarianz vgl. Abschnitt 6.1.3). Dennoch steht das Zitat ganz klar auch für die Annahme, dass Zeit und Rhythmus getrennten Wahrnehmungsbereichen angehören. Rammsayer unterscheidet folgendermaßen:
Rammsayer führt aus, dass in entsprechenden Tests zur Zeitdauerdiskrimination zwei unterschiedliche Charakteristiken von Stimuli verwendet werden: gefüllte oder leere Intervalle. Erstere werden durch einen andauernden Ton realisiert, die zweitgenannten Reize sind durch einen Click zu Beginn und einen weiteren Click zum Ende des gemeinten Intervalls gekennzeichnet. Dazu Rammsayer:
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