Ebenso, wie Sprache nicht ausschließlich nur in der linken Hirnhälfte verarbeitet wird,
sondern auch in der rechten, tragen auch beide Hemisphären zur Musikverarbeitung bei.
Die folgenden Untersuchungsergebnisse erläutern diese Tatsache besonders in Bezug auf
den Rhythmus genauer.
Rückschluss aus Ausfällen
Störungen in der zeitlichen Wahrnehmung von Musik wurden nach den Ergebnissen
älterer Studien häufiger links- als rechtshemisphärischen Läsionen zugeschrieben
(vgl. Altenmüller u. a. 2000). So beschreibt Mavlov (1980) den Fall eines 61jährigen
Berufsmusikers, der einen linksseitigen Schlaganfall erlitt. Wenige Wochen nach der
Läsion war dieser Patient nicht in der Lage wohlbekannte Melodien zu identifizieren oder
nachzusingen, selbst simpelste Rhythmen konnten weder reproduziert noch miteinander
verglichen werden. Deutlich war, dass diese rhythmischen Störungen die Amusie
verursachten, denn unabhängig von zeitlichen Prozessen konnten Tonhöhen
identifiziert werden. Auch einige Jahre später – der Patient hatte immerhin seine
Sprache zurückgewonnen, die motorischen Probleme der rechten Körperseite
bestanden jedoch weiter – dauerte die Störung der musikalischen Fertigkeiten immer
noch an. Bemerkenswert ist in diesem Fall, dass die Wahrnehmungsstörung
modalitätsübergreifend war, denn neben der auditiven waren auch visuell oder taktil
dargebotene Rhythmen betroffen.
Dichotisches Hören
Eine andere Methode, die darauf abzielt herauszufinden, welche Hirnhälfte für die
Verarbeitung eines Prozesses zuständig ist, ist das dichotische Hören. Hierbei werden
den Versuchspersonen über Kopfhörer gleichzeitig unterschiedliche akustische Stimuli auf
das rechte und linke Ohr präsentiert. Wenn ein Ohr besser in der Lage ist, diese Reize
wiederzugeben oder wiederzuerkennen (wenn diese anschließend für beide Ohren
zugleich, also ›normal‹ erklingen), kann daraus geschlossen werden, dass die
entsprechende – kontralaterale – Hemisphäre aktiver an der Aufgabenstellung teilnahm.
Mehrere Versuche konnten einen Vorteil für das rechte Ohr im Umgang mit
rhythmischem Material zeigen, was als ein Hinweis auf eine Verarbeitung von
rhythmischen Stimuli in der linken Hirnhälfte gewertet wird (vgl. Natale 1977, Gordon
1978).
Eine differenziertere Einordnung musikalischer Funktionen als Ergebnis der
Auswertung einiger Untersuchungen zum dichotischen Hören listet Bruhn auf: