- 157 -Lehmann, Silke: Bewegung und Sprache als Wege zum musikalischen Rhythmus 
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8.  Musikpädagogische Zugänge zur Zeitgestaltung in der Musik

Rhythmus ist nicht nur wichtiges Gestaltungsmerkmal von Musik, Rhythmus ist ebenso bestimmendes Merkmal menschlichen Lebens überhaupt. Bevor nun die Verbindungen zwischen naturgegebenen, im menschlichen Sein bzw. der Entwicklung des Seins verankerten Rhythmen und musikpädagogisch-rhythmischen Belangen aufgezeigt wird, ist es (erneut) an der Zeit, das Phänomen Rhythmus in der Musik genauer in Augenschein zu nehmen. Dazu gehört zunächst einmal die Frage nach Definitionen bzw. Konnotationen der Begriffe Rhythmus und Metrum im Umfeld von Musikausübung und Musikpädagogik.

8.1.  Die Begriffe Rhythmus und Metrum in der musikalischen Alltagssprache: Versuch einer Annäherung

Die Schlussbetrachtungen aus Kapitel 3 (Abschnitt 3.3) waren zu dem Ergebnis gekommen, das Thema Rhythmus sei zu komplex, fassettenreich, zu variabel in den Ausprägungen für eine schlichte Definition. Der Abriss über die Epochen der Musikgeschichte hatte gezeigt, wie eng verwoben die kompositionstechnischen Ausprägungen einerseits und die Ausführungen theoretischer Schriften andererseits mit dem jeweiligen Zeitgeist verbunden waren bzw. sind. Jede Epoche und jede ›Richtung‹ innerhalb verschiedener Strömungen empfindet und definiert musikalische Zeitgestalten anders. Die Alltagserfahrung zeigt dagegen ein einheitlicheres Bild: in der täglichen pädagogischen oder künstlerischen Praxis werden die Begriffe Rhythmus, Metrum oder Takt ständig angewandt, bilden ein Vokabular, mit dessen Hilfe Verständigung relativ problemlos stattfindet. Dieser Widerspruch ist in einem (in Kapitel 2 bereits zitierten) Ausspruch des heiligen Augustinus über die Zeit sehr treffend erfasst. Auf die Frage, was die Zeit sei, antwortete er: »Wenn mich niemand danach fragt, weiß ich es; will ich es einem Fragenden erklären, weiß ich es nicht mehr« (zitiert nach Gaitzsch u. a. 1982, S. 69).

Rhythmus

Antwort auf die Frage nach den verschiedenen Begriffen im Umfeld musikalischer Zeitgestaltung geben entsprechende Nachschlagewerke oder Allgemeine Musiklehren. Dort wird Rhythmus in der Regel in einem Atemzug mit Metrum und Takt genannt. Isoliert man die Definition des Rhythmus, lautet die Aussage dahingehend, dass »die Lehre vom Rhythmus oder die Rhythmik den Wechsel von langen und kurzen Notenwerten« untersucht (Renner 1980, S. 72, Kursivdruck im Original). Einen weiteren Aspekt ergänzt folgende Aussage:


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