- 158 -Lehmann, Silke: Bewegung und Sprache als Wege zum musikalischen Rhythmus 
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Im engeren Sinne definiert sich der Rhythmus über die Beziehungen der einzelnen Notenwerte untereinander. […] Wir können ihn als zeitlich ordnendes Element beim Ablauf von Musik bezeichnen. (Kessler 1997, S. 10).

An anderen Stellen heißt es »Rhythmus ist […] eine individuelle musikalische Gestalt aus (meist) verschiedenen Notenwerten« (Hempel 1997) oder »Die rhythmische Notation mit Hilfe verschiedener Notenwerte beschreibt nicht die tatsächliche Dauer der Klänge, sondern ihr Verhältnis zueinander und den Abstand zwischen den Tonanfängen.« (Großmann 2004, S. 15).

In diesen Definitionsversuchen finden sich verschiedene Aspekte: zum einen wird Rhythmus mit Tonlängen in Verbindung gebracht, zum anderen spielen die Beziehungen (Proportionen) dieser Längen bzw. Notenwerte zueinander eine Rolle.

Rhythmus in der Musik betrifft die Tonlängen und ihre Verhältnisse zueinander und hat damit sowohl eine messende als auch eine kategorisierende Funktion (lang/kurz, gleich/verschieden o.ä.).

Ein weiterer Aspekt wird von Christoph Hempel (s. o.) nur beiläufig gestreift, dieser betrifft die Bezeichnung von Rhythmen als Gestalt. Ausführlicher formuliert Großmann:

Rhythmus bewirkt die zeitliche Ordnung von Klängen in der Weise, dass Töne zu Tongruppen und damit zu musikalischen Gestalten zusammengefasst (von anderen abgegrenzt) werden. Rhythmus hat also eine formbildende, der inhaltlichen Struktur der Musik dienende Funktion. (Großmann 2004, S. 14).

Rhythmus in der Musik betrifft die Motiv- und Gestaltbildung und hat damit eine sinngebende Funktion.

Metrum im Sinne von Akzentstruktur

Der Begriff Metrum wird in Nachschlagewerken durchweg mit Schwerpunktsetzung in Verbindung gebracht: »Metrum ist das Verhältnis von betonten und unbetonten Zählzeiten.« (Kessler 1997, S. 13) oder

[Der Begriff Metrum bezeichnet] eine gleichmäßige Folge aus betonten und unbetonten Noten oder Zählzeiten. Der Begriff Metrik bezeichnet allgemein die Gestaltung des Betonungsgefüges in der Musik. (Hempel 1997, S. 89).

Die Zählzeiten oder Bezugspunkte der zugrunde liegenden Struktur müssen dabei gar nicht real erklingen, wie folgende Formulierung vom ›gedanklichen Bezugssystem‹ impliziert:

Metrum in der Musik ist ein hierarchisch organisiertes Raster von abgestuften Schwerpunkten, das als gedankliches Bezugssystem die Wahrnehmung rhythmischer Gruppierungen durch Spieler und Hörer ermöglicht. (Großmann 2004, S. 14).

Diese Formulierung verdeutlicht gleichzeitig, dass der Begriff Metrum überschneidend – wenn nicht sogar deckungsgleich – mit dem Begriff Takt benutzt werden kann: würde im obigen Zitat von Großmann das Wort Metrum durch Takt ersetzt, wäre die Aussage nach wie vor schlüssig.


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