- 201 -Lehmann, Silke: Bewegung und Sprache als Wege zum musikalischen Rhythmus 
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persönlichen Leistungssteigerung. In diesem Sinne kann das Musizieren zur CD durchaus positive Effekte haben. Allerdings ist eine Aufnahme immer unflexibel – sie läuft unbeirrt weiter, unabhängig davon, was sich daneben abspielt (vgl. auch die Darstellung zur Problematik des Metronoms in Abschnitt 8.2.4). Ebenfalls zu bedenken ist, dass rhythmische Erfahrungen der frühen Lebenszeit in der Regel in Kommunikationsprozesse eingebettet sind (vgl. Abschnitt 8.3.1). Mit der Benutzung der CD entsteht allerdings – wenn überhaupt – nur eine einseitige, eingeschränkte Kommunikation. Da Metzger ihren Rhythmus-Globetrotter für den Klassenunterricht in der Schule, für den Instrumentalunterricht oder die Erwachsenenbildung vorsieht, ist dort immer eine Lehrerin oder ein Lehrer vorhanden, der oder die die Rolle der CD übernehmen könnte (und sollte). Gemeinsame rhythmische Tätigkeit bietet große Chancen zur individuellen Stabilisierung. Dies wird aber umso eher gelingen, wenn der ›Magnet‹ nicht völlig starr agiert wie eben ein Tonträger, sondern in der Lage ist, bei aller Stabilität auch noch flexibel zu sein.

Noch vor dem Vorwort erscheint im Rhythmus-Globetrotter eine ausführliche Tabelle mit der Rhythmussprache nach Zoltán Kodály (Metzger u. a. 2000, S. 2). Tatsächlich wäre das rhythmisch vergleichsweise anspruchsvolle »Fiesta rhythmicana im 4 3-Takt« (ebd., S. 53), dessen Rhythmen nachgeklatscht bzw. durch Körperperkussion oder mit Instrumenten ausgeführt werden sollen, eine gute Möglichkeit, Silben der Rhythmussprache einzusetzen. Sie könnten als Vorübung für die motorisch schwierigere Ausführung mit (Körper-)Instrumenten dienen. Metzger (u. a.) schöpft die Möglichkeiten der Rhythmussprache jedoch nicht aus. Alle Noten- oder Pausenwerte, die eingeführt werden, sind nach dem traditionellen System als Brüche benannt. Auf die Chance, eine tragfähige Brücke zwischen der Benennung eines Wertes (beispielsweise als ta oder tao), der dadurch ausgedrückten Dauer und dem entsprechenden Notensymbol zu schlagen, wird verzichtet.

Während sich der Rhythmus-Globetrotter zu sehr großen Teilen dem Umgang mit Notenwerten – auch in der Notation – widmet, akzentuiert dessen Fortsetzung »Rhythmisch fit – mach mit« (Metzger/Häublein/Pöppel 2003) mehr die musikalische Einbindung rhythmischer Arbeit. So werden vielfältige Anregungen für Bewegungen gegeben, die zu verschiedenen Tanzmusiken von der CD ausgeführt werden können. Wenn nicht nur vordergründiges Mitvollziehen eines Rhythmus stattfindet, sondern auch das Erfassen eines musikalischen Gehalts über den Körperausdruck angeregt wird, ist auch die emotional-intuitive Ebene angesprochen, die für ein intensives Erleben – und damit nachhaltige Speicherung im Gedächtnis – so wichtig ist. Erfreulich ist auch, dass die Sprechstimme als Imitation von Instrumentalklängen (›mouth-percussion‹) intensiv genutzt wird. So werden Rhythmen sprechend erarbeitet, in der Übertragung auf Instrumente (oder Alltagsgegenstände wie beispielsweise Küchenutensilien) bereiten sie das exakte Spiel vor oder stützen es.

Reinhard Flatischler: Die vergessene Macht des Rhythmus

Reinhard Flatischler hat über viele Jahre Rhythmen verschiedenster Kulturen erlernt und erforscht. Sein Interesse gilt besonders der Wirkung von Rhythmen auf den Menschen – auch im Sinne einer Erweiterung des Bewusstseins. Pulsationen sind für Flatischler Verbindungen von Natur und Mensch, so zieht er beispielsweise


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