- 213 -Lehmann, Silke: Bewegung und Sprache als Wege zum musikalischen Rhythmus 
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9.  Unterrichtsbeispiele für verschiedene Alters- und Zielgruppen

Rhythmus erschließt sich weniger in theoretischen Diskursen als im praktischen Tun. Möglichkeiten und Wege des konkreten Handelns stehen im Mittelpunkt der weiteren Ausführungen. Mit den folgenden Unterrichtsbeschreibungen soll illustriert werden, wie Fertigkeiten in Bezug auf Rhythmus und Metrum im Unterricht mit verschiedenen Altersstufen angebahnt oder ausdifferenziert werden können. Grundlage der Praxisvorschläge sind die Erkenntnisse, die im Laufe der vorhergehenden Kapitel gewonnen wurden. Dabei ist zu unterscheiden zwischen grundsätzlichen Faktoren, die unabhängig vom Alter und der Unterrichtsform gültig sind, und solchen, die für spezielle Zielgruppen (wie beispielsweise Kleinkinder) oder Unterrichtssituationen (wie etwa instrumentalen Gruppenunterricht) besonders beachtet werden müssen.

9.1.  Universelle Faktoren, die im musikpädagogischen Umgang mit Rhythmus und Metrum zu bedenken sind

Zeitliche Anpassungsleistungen hinsichtlich Wahrnehmung und Steuerung sind als biologisches (Über-)Lebensprinzip fest in der menschlichen Existenz verankert. Diese anthropologische Grundausstattung führt schon vorgeburtlich dazu, dass Erfahrungen gespeichert werden. Bereits im Mutterleib erleben Ungeborene Atmung, Herzschlag, Kreislauf, Stimme und Bewegungen der Mutter als zeitlich-räumliche Muster. Über den früh ausgereiften Gleichgewichtssinn werden zuerst Bewegung und Druck erspürt, etwas später auch akustische Reize aufgenommen.

Säuglinge und Kleinkinder können zu Musik, zu Versen oder Reimen gewiegt und geschaukelt werden, die Bezugspersonen können ihre Tanzbewegungen Kindern vermitteln, die sie im Arm halten. Jede noch so beiläufige Kontaktaufnahme oder Kommunikation kann durch Berührungen unterstützt (oder auch ganz ersetzt) werden. Dies wird umso eher gelingen, je jünger die so Angesprochenen sind. Älteren Lernenden können Rhythmen auf den Rücken getrommelt oder auf die Handfläche getippt werden, auch der ganze Körper kann rhythmisch beklopft, gestrichen oder massiert werden. Einen gewissen Grad an Vertrautheit vorausgesetzt, können innerhalb einer Gruppe so intensive Eindrücke verschafft und Wohlbefinden ausgelöst werden.

➢  Passives Erleben von Rhythmen – besonders durch Berührung – verschafft eindrückliche Erfahrungen.

Voraussetzung für eine gelungene Ausführung von Rhythmen ist das Unterscheidungsvermögen für die unterschiedlichen Qualitäten von Spannung und Lösung: beide Qualitäten unterscheiden sich deutlich voneinander, bedingen sich jedoch gegenseitig.


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