- 215 -Lehmann, Silke: Bewegung und Sprache als Wege zum musikalischen Rhythmus 
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das Ausführen dieser Tätigkeiten motorisch viel zu anspruchsvoll ist. Wenn zeitliche Genauigkeit im Mittelpunkt pädagogischer Bemühungen steht, gilt es, den Schwierigkeitsgrad der bewegungsmäßigen Realisierung angemessen zu gestalten.

➢  (Rhythmische) Bewegungen am Platz gehen der Fortbewegung voraus.

Rhythmische Aktivität am Platz findet sich in vielfältiger Weise in der Musizierform der Körperperkussion. Mit Patschen, Klatschen, Schnipsen, Stampfen, mit Mundgeräuschen, teilweise begleitet von Sprache oder Gesang können vielfältige Rhythmen (von schlicht bis virtuos) erzeugt werden. Der Schwierigkeitsgrad kann dabei gut auf die Zielgruppe abgestimmt werden. Um einschätzen zu können, wie anspruchsvoll eine Klanggeste ist, müssen die Grundprinzipien der motorischen Entwicklung berücksichtigt werden. So ist das Patschen als besonders günstige Bewegungsform anzusehen, weil die Hände dabei einwärts gedreht sind und die Geste zum eigenen Körper hin führt. Das Klatschen ist mit der Berührung beider Hände auch auf den eigenen Körper bezogen, allerdings benötigt die Klatschbewegung die Außenrotation von zumindest einer Hand. Schnipsen betrifft die Feinmotorik, bedarf noch größerer Außenrotation, führt vom Körper weg und fällt den meisten Kindern (und einigen Erwachsenen) schwer. Auch Stampfen, Wischbewegungen mit den Füßen oder das schon erwähnte Gehen bieten sich für präzise rhythmische Aktionen nur dann an, wenn eine gute Körperbeherrschung vorausgesetzt werden kann. Nicht umsonst muss auf dem Gebiet des Tanzes viel Übungszeit investiert werden.

➢  Für den punktgenauen Einsatz rhythmischer Gesten ist zu bedenken, dass Patschen dem Klatschen in der Entwicklung vorausgeht. Schnipsen oder Fußgeräusche erfordern eine noch differenziertere Körperbeherrschung.

Rhythmische Körperaktivitäten können besonders gut mit Sprachäußerungen kombiniert werden. Der Bereich der Artikulation stellt die differenzierteste Steuerungsleistung des Menschen dar; die zentrale Lage in der früh entwickelten Kopfregion macht den Mundbereich zu einem begünstigten Ort. Gleichzeitig sind lautliche Äußerungen an biologische Rhythmen wie etwa den Atem gekoppelt und haben eine Tendenz zu einer gleichabständigen Betonungssetzung. Ein früher bedeutsamer Schritt zur Sprachentwicklung besteht darin, Silben zu verdoppeln oder zu verketten. Das Prinzip, gleiche oder ähnliche Bausteine zu kombinieren, kann mit Rhythmussprachen hervorragend realisiert werden. Auch Liedtexte, Reime oder Verse bieten sich zur rhythmischen Gestaltung an.

➢  Rhythmen sind vergleichsweise leicht mittels Sprache zu realisieren.

Das Umgehen mit rhythmisch-repetitiven Bewegungs- oder Sprachmustern ist nicht nur deshalb sinnvoll, weil der motorische Anspruch gering und der vorbereitende Effekt relevant ist. Neben diesem Trainingseffekt für differenzierte Bewegung ist der kommunikative Aspekt zu beachten: das (häufig ausgesprochen lustvolle) Wiederholen von gleichen Mustern weckt die Aufmerksamkeit der Bezugspersonen, fördert also die Kommunikation. Gleichzeitig stellt es auch eine Art von Selbst-Stimulation dar, es beeinflusst den intrapsychischen Zustand positiv. Generell gilt, dass alle Selbst-Berührungen (wie sie in der Ausführung von Klanggesten geschehen) dem Menschen Sicherheit verleihen und ihn stärken. Für Lehr-Lern-Situationen dürfen


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