- 223 -Lehmann, Silke: Bewegung und Sprache als Wege zum musikalischen Rhythmus 
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im Zusammenspiel. Der Schwierigkeitsgrad der ›Ding Dong Bell‹ darf nicht unterschätzt werden, dieser Kanon stellt sehr hohe Ansprüche an rhythmische Stabilität im Zusammenspiel.

Die folgenden Ausführungen fokussieren allein die rhythmisch-metrischen Zusammenhänge des Kanons. In jeder realen Lehr-Lern-Situation werden aber auch spieltechnische Probleme auftauchen, die wiederum negativen Einfluss auf den Rhythmus haben können. Auf diese motorische Ebene wird in der folgenden Verlaufsbeschreibung nicht eingegangen. Der Lösung derartiger Probleme wird natürlich Raum gegeben werden müssen – diese Bemühungen stehen allerdings hier nicht im Mittelpunkt der methodischen Darstellung. Grundsätzlich gilt, dass die Übertragung in Rhythmussprache eine ideale Methode darstellt, motorische Ansprüche zu minimieren. Gelingt eine Ausführung mit Rhythmussprache, kann die Lehrkraft sicher sein, dass der Rhythmus zumindest erfasst ist. Ob er instrumentaltechnisch umgesetzt werden kann, ist eine andere Frage.

9.4.2.  Verlauf

Thema: ›Ding Dong Bell‹ aus: 52 Catches f. 1 – 4 Altblockflöten oder andere Melodieinstrumente (Delius 1985)


PIC

               (Delius 1995, S. 15)


Zum Einspielen und zur Kontaktaufnahme beginnen die Mitwirkenden unisono mit einer abwärts führenden F-Dur-Tonleiter im freien Tempo, die immer wieder mit dem zweigestrichenen f beginnt (wie am Anfang des Kanons, s. o.). Die Spielerinnen und Spieler orientieren sich dabei an der Geschwindigkeit und dem Betonungsmuster der Lehrkraft. Diese wird nicht den ersten Ton akzentuieren, sondern den letzten, so dass die Auftaktigkeit der Figur unterstützt wird.

Dieser Einstieg bietet die Möglichkeit, Kontakt mit sich selbst und seinem Instrument und zu den Mitspielenden aufzunehmen. Gleichzeitig lernen die Spielerinnen und Spieler ein wichtiges Motiv des zu erarbeitenden Stückes mitvollziehend kennen. Entscheidend ist in diesem Augenblick schon eine deutliche Akzentgebung: die abwärts führende Tonleiter, der einleitende Takt beginnt nicht mit dem Taktschwerpunkt sondern danach.

Nun soll ein Dialog kreuz und quer durch die Gruppe stattfinden. Dabei spielen sich die Mitwirkenden das gleiche Tonleitermotiv gegenseitig zu: durch Blickkontakt, Mimik und Gestik bestimmen die Spielenden, wer als nächstes spielt. Vorstellungsbild ist dabei ein fiktives Gespräch mit unterschiedlichen Äußerungen. Während die Charakteristik der Melodie sich verändert (zögerlich, überstürzt, gleichmäßig …), soll der letzte Ton jedoch gleich bleibend betont die ›Übergabe‹ regeln, d. h. deutlich machen, wann die nächste Spielerin oder der nächste Spieler einsetzen soll.


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