- 224 -Lehmann, Silke: Bewegung und Sprache als Wege zum musikalischen Rhythmus 
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Die Aufgabenstellung erfordert ein konzentriertes Hören auf die Gestaltung des vorhergehenden Spielers, soll der Einsatz nahtlos erfolgen. Die Spielenden sind in der Ausführung ihres ›Timings‹ frei, durch die innere Vorstellung der Charakteristik allerdings nicht beliebig in ihrer Darstellung. Orientierungspunkt bleibt der deutliche Akzent auf dem letzen Ton, dieser dient als Impuls für den Neubeginn der nächsten Spielerin.

Anschließend an die freie Gestaltung des Tonleitermotivs soll eine Kette folgen, bei der alle Mitwirkenden das Motiv in einheitlichem Tempo spielen. Als Hilfe kann jetzt die Vorstellung schwingender Glocken – der Ding Dong Bells eben – helfen: alle Mitspielenden schwingen im gleichen Tempo. Gelingt dies problemlos und entsteht ein stabiler Grundschlag, ergänzt die Lehrkraft über dem grundierenden Motiv, das zwischen allen Mitspielenden wechselt, die Fortführung der Kanon-Melodie.

Nach einer freieren Ausführung in der vorhergehenden Phase soll sich nun ein stabiler Grundschlag entwickeln. Wenn von Anfang an eine großräumige Schwerpunktsetzung angeregt wurde, kann es gelingen, den Grundschlag in halben Noten zu denken. Mit diesem Grundschlag tritt die von der Lehrkraft gespielte Melodie in Beziehung. Die Spielerinnen und Spieler schwingen einerseits in den Grundschlag ein und lernen andererseits die Weiterführung der Kanonmelodie hörend kennen.

Die Lehrkraft spielt die Melodie noch mehrmals ganz, ohne Begleitung durch das grundierende Anfangsmotiv. Dann teilt sie die Noten aus, spielt erneut den ganzen Kanon und lässt die Mitwirkenden die Noten mitverfolgen.

Die vollständige Melodie wird nun den Mitspielenden dargeboten, ohne dass diese selbst dazu spielen, zunächst ohne, dann mit verfolgendem Blick auf die Noten. Möglicherweise fällt es von den Beteiligten manchen leichter, auswendig zu spielen, während sich andere lieber an Noten orientieren. Beiden Neigungen wird so Rechnung getragen. Da in den folgenden Phasen überwiegend auf isolierte Teile der Melodie zurückgegriffen werden wird, ist es umso wichtiger, dass die Mitspielenden den Kanon als geschlossene Ganzheit kennen lernen und verinnerlichen.

Der erste Abschnitt der ›Ding Dong Bell‹ ist schon bekannt, die Lehrkraft lenkt den Blick auf den vierten Teil. Der Haltebogen zum vorhergehenden Takt wird sozusagen außer Kraft gesetzt und die Spielenden musizieren gemeinsam die letzten zwei Takte. Hilfreich für die genaue Ausführung des Rhythmus ist eine Übersetzung in Rhythmussprache, im System nach Kodály lautet der Rhythmus dann ›ta-o-a-o ta titi ta ta‹. Besonders schwierig ist es erfahrungsgemäß, die exakte Länge der ganzen Note zu treffen. Die Lehrkraft kann die Spielenden unterstützen, indem sie den Grundschlag deutlich mit einer Klanggeste markiert und dazu die Rhythmussilben spricht. Sind die Spielenden sicher genug in der Ausführung des vierten Abschnittes, ergänzt die Lehrkraft als zweite Stimme das Tonleitermotiv des ersten Abschnittes. Gelingt dies problemlos, kann dieser Teil auch von Mitspielenden übernommen werden. Dabei werden die beiden Teile immer wieder nahtlos wiederholt (im Tonleitermotiv wird das tiefe f zum Achtel verkürzt, so dass die Achtelpause des Beginns in den Wiederholungen durch eben diesen Ton ersetzt wird).


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