- 101 -Menzel, Karl H.: PC-Musiker 
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Band gegründet hatten, aber wir haben immer was zusammen gemacht. Und das hat sich bis heute gehalten. Dass man sich zusammen tut und Sachen austauscht: »Hier ich habe das gemacht!« und: »Ah, das ist ganz toll!« Und sich immer wieder da so irgendwelche Inspirationen holt...und guckt, wie der sich weiterentwickelt hat [...]. Das ist ganz wichtig, auf jeden Fall (Christian G.).

Im Allgemeinen fangen wir getrennt an, haben also unsere individuellen Ideen und bearbeiten die dann später meist gemeinsam. So hilft der Eine dem Anderen immer mal aus einem Loch raus. Beim Entstehen eines Songs kommt man immer mal an Grenzen, wo man nicht mehr weiter weiß, und da hat der andere vielleicht eine gute Idee. Man lernt auch voneinander. [...] Auch beim Arrangieren der einzelnen Stücke helfen wir uns gegenseitig (Pablo T.).

Wir haben dann auch zusammen was gemacht. Ich wollte [...] seine Art der Sound-Findung kennen lernen, das war eine ganz andere als die, die ich hatte. Der hatte sich freigemacht von Melodie und Rhythmus [...]. Da machten wir es so: Ich denke mir ’ne Spur aus, er denkt sich eine aus, so im Wechsel halt. Da haben wir uns so die Bälle zugespielt. [Schon] die ersten zwei Sitzungen war das absolut ideal. Das war ein absoluter Traum. Also, wir haben in der ersten Nacht so vier, fünf Dinger hingekloppt, die zwar nicht perfekt sind, aber die ich mir immer wieder ganz gerne anhöre - und die man zumindest auch jemandem vorspielen kann, ohne sich schämen zu müssen. Wenn man jetzt normal Mucke macht und hat da auch die ein oder andere tolle Idee, hat man es immer [nur] im Kopf und nicht aufgezeichnet. Und hier hat man es gleich so, wie es sein soll (Alexander F.).

Zeigt sich in diesen Beispielen die Bedingtheit von Ideenaustausch und Computernutzung noch eher beiläufig – eine vergleichbare Zusammenarbeit wäre evtl. auch mit anderem Instrumentarium vorstellbar –, so ist die Verfügbarkeit des PCs bei der im Folgenden beschriebenen Form des Ideenaustauschs unabdingbar. Der Computer wird hier gezielt genutzt, um mit anderen Musikern in Verbindung zu treten. Die Kommunikation findet allein über das Computermedium Internet statt.

Erik, ein fünfunddreißig Jahre alter Keyboarder hat Mitte der 90er Jahre damit begonnen, über das Internet mit anderen Musikern zusammen Stücke zu machen. Das Interesse an dieser Arbeitsform kam aus dem Wunsch heraus, »andere Musiker kennen zu lernen«, »[den eigenen] Horizont zu erweitern« und »einfach mal was machen, was du normal nicht machst«. Die Kontaktaufnahme erfolgt über diverse Chatrooms:

Es gab da ja keine Anzeigen wie »Hier wird Musik gemacht!« oder »Musiker sucht Musiker«. Aber du siehst ja, wer online ist und dann kannst du unter »Hobbys« sehen, was der so macht. Da hat man sich dann als Musiker wieder Musiker rausgesucht oder ist auch selbst angemailt worden [...]. Und dann hast du da einen, den kennst du überhaupt nicht [...]. Das Ganze ging per E-Mail hin und her. Und am Spannendsten war es dann, sich erstmal zu einigen: »Was macht man?«

Bezeichnend ist, dass die wahre Identität der Teilnehmer hinter anonymen Aliasnamen verborgen bleibt. Die Anonymität, die mit dieser Arbeitsweise verbunden ist, trägt mit zum Reiz bei:


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