- 103 -Menzel, Karl H.: PC-Musiker 
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Das war etwas ganz Lustiges: Ich habe zwei Kulis genommen und habe einen Takt auf einer Heizrippe gespielt. Das Ding habe ich noch ein bisschen elektronisch verfremdet, und das klang sehr interessant. Das hätte ich persönlich wahrscheinlich gar nirgends einsetzen können [...]. Das habe ich als Wav-Datei verschickt. Das war nur so ganz kurz. Da habe ich dann ihm überlassen, wie er das Ding schneidet [...]. Wiederum, die andere Person hat das gehört, hat gesagt: »Okay, das ist gut, der Takt passt jetzt aber nicht mehr, schreiben wir lieber den Takt um.« Solche Sachen passieren da.

Horizonterweiterung bedeutet auch, sich von Schranken zu befreien, die die Begrenztheit der eigenen Ideen, aber auch eine direkte Zusammenarbeit mit anderen Musikern aus Eriks Sicht mit sich bringen kann:

Wenn du allein arbeitest, hast du keinen Stress. [...]. Du kommst sehr schnell zum Ziel, was auch in der Regel gut klingt und auch so ist, wie du es möchtest. Der Nachteil beim allein Arbeiten ist aber auch, dass du teilweise zu festgefahren bist [...]. Du bist eine einzelne Person, du hast einen Style, oder solltest einen Style haben, und der bleibt dann auch [...]. Arbeitest du mit jemandem zusammen, den du kennst, hast du, sagen wir mal, bedingt Stress, wenn du ihn dir machst, aber der Stressfaktor ist schon ein bisschen höher, weil ihr aufeinander eingehen müsst. Dafür wird das Arrangement dann vielleicht auch besser [...]. [Aber] wenn du als Musiker mit anderen Musikern zusammen spielst, dann spielst du wirklich die Sachen, wo du weißt, die kommen an. Du lässt dich also weniger auf dieses Abenteuer ein, sich wirklich mal fallen zu lassen [und etwas Neues auszuprobieren] [...]. Arbeitest du mit jemandem, den du gar nicht kennst, den du nicht siehst, wo du eigentlich nur seine Noten siehst. [...]. Dann kannst du frei arbeiten [...]. Du kennst den Menschen nicht, du kannst dem mal irgendwas anbieten. Was du einem Bekannten, einem Freund, einem anderen Musiker, dem du jetzt gegenüber sitzt, live niemals angeboten hättest [...]. Das heißt: Kein Stress. Keine Zwänge, du kannst wirklich alles machen, was du willst.

Diskussion

Der Computer wird genutzt als Medium des Austauschs mit anderen Musikern. Ziel ist es, neue Einflüsse zu bekommen und die eigene musikalische Entwicklung voranzutreiben. Kooperation findet hierbei vorzugsweise in temporären, mitunter auch in an konkrete Aufgabenstellungen gebundenen Projekten statt. Der Rechner stellt das Medium dar, das diese Formen der Zusammenarbeit bereitstellt, diese mitunter sogar anregt. Insbesondere bei der von Erik V. beschriebenen musikalischen Zusammenarbeit via Internet zeigt sich das Bedürfnis nach Horizonterweiterung als eigenständiges Motiv der Computernutzung. Der Fall Erik V. nimmt jedoch im Rahmen der vorliegenden Untersuchung eine Einzelstellung ein; für die anderen PC-Musiker scheint das (anonyme) Komponieren im Cyberspace wohl eher ein Exotikum darzustellen.


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