- 104 -Menzel, Karl H.: PC-Musiker 
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7.1.6.  Der PC als genuines Medium der ›elektronischen Musik‹

Dieser Abschnitt fasst Motivlinien zusammen, die auf eine gezielte Wahl des PCs als Medium elektronischer, zumeist techno-verwandter Musikrichtungen hindeuten.

Für die Technomusiker Oliver R. und Roland S. ist der PC medium of choice zur Umsetzung musikalischer Ideen. Bei beiden ist die Arbeit mit dem Rechner mit ihrer meist gemeinsam ausgeübten Tätigkeit als DJ in einer Kasseler Technodisco verbunden. DJ-Sein heißt, dass einerseits Platten aufgelegt werden, andererseits vorbereitete eigene Stücke live zur Darbietung kommen.

Durch einen Freund inspiriert machte Roland erste Experimente mit einem Atari, die sich stilistisch im Bereich des Elektropop der 1980er Jahre bewegen. Kurz darauf kommt auch das Angebot, in der Diskothek Platten aufzulegen. »Dann kam diese Techno-Geschichte.« Roland wird zum DJ, beginnt, auch eigene Stücke in sein Programm zu integrieren und live mit Atari und Sampler zu arbeiten:

Das hat sich daraus ergeben, dass ich mich sowieso schon mit Musik beschäftigt hatte. Das DJ-Sein ist eigentlich auch nichts anderes, denn ich wusste von vorher schon, wie ein Song aufgebaut ist [...], wann was kommt. Das war mir natürlich zum Vorteil.

Oliver R. wurde vom Fan zum PC-Musiker. Lange Zeit begeistert von Rap und Hip-Hop, wendete er sich dann dem Techno zu, weil diese »elektronischen Sachen [. . . ] eben wieder ganz was Neues waren.« Aus der Auseinandersetzung mit der Musik entsteht der Wunsch, selbst musikalisch aktiv zu werden:

Die Möglichkeiten in der elektronischen Musik sind eben unbegrenzt und es liegt halt nahe, sich da auszutoben. [...] Mit 18 Jahren habe ich angefangen, mich damit richtig zu beschäftigen, zu sagen: »Ah, ich kaufe mir jetzt einen Computer. Ich orientiere mich jetzt an einem Programm. Ich mache jetzt irgendwas.«

Der Gedanke, ein konventionelles Instrument zu erlernen, ist Oliver (wie auch Roland S.) fremd:

Man wollte schon etwas Besonderes haben. Nicht jetzt irgendwie los und Saxophon oder so, oder irgendwas anderes.[...] Damals war es halt so: irgendwas machen, irgendwas Sensationelles halt.

Oliver R. und Roland S. stellen in der Stichprobe insofern eine Ausnahme dar, dass ihre musikalischen Aktivitäten sich ausschließlich im Techno-Bereich bewegen und beide über keinerlei nennenswerte Instrumentenkenntnisse verfügen. Die Wahl des PCs als genuinem Instrument elektronischer Musikrichtungen lässt sich aber auch bei anderen Probanden feststellen, deren musikalische Ausdrucksbreite und instrumentales Können nicht allein auf die Möglichkeiten des PCs beschränkt sind. So tritt auch Jan W. gelegentlich als DJ auf, wobei seine Auftritte aber um einige »Show-Effekte« reicher sein dürften: »Da ist eine Tanzshow meistens dabei, drei bis vier Tänzerinnen.« Andere Musiker spielen in ›konventionellen‹ Bands, machen aber nebenbei techno-inspirierte, elektronische Musik, die sie als Spielwiese und Experimentierfeld begreifen. Hierzu Pablo T.:


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