- 112 -Menzel, Karl H.: PC-Musiker 
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Tendenz 1: »Meist spiele ich einfach drauf los und nehme es auf.«

Dieses Vorgehen ist vorrangig bei Musikern vorzufinden, die in elektronischen Stilrichtungen wie Techno, Ambient oder auch Hip-Hop arbeiten. Ein auf MIDI-Ebene oder durch Verwendung von Drum-Samples erstellter Grundbeat dient gleichsam als Quelle der Inspiration. Man lässt diesen Groove durchlaufen und probiert, was einem dazu einfällt:

Wir fangen von Grund auf an. Meistens läuft das auf einer Drum-Basis, also dass wir einen coolen Groove haben. Irgendwas, was uns gerade in den Sinn kommt und gefällt [...]. Dann kramen wir die Synthesizer raus und ein E-Piano oder so. Man lässt [dann] den Groove laufen und dann setzt sich einer ans Keyboard und jammt einfach, also spielt einfach Sachen, die einem gerade im Kopf sind, die dazu passen (Christian G.).

Musikaufnahme und Komposition/Arrangement sind hier eins. Neue Ideen werden während des Aufnahmeprozesses in Reaktion auf das bisher Festgehaltene erarbeitet:

Ich lasse das sich so langsam entwickeln. Fang halt an und gucke, was passt dazu, was kann ich jetzt nehmen? (Stephan H.)

Unterschiede im Vorgehen lassen sich dennoch feststellen. Ein Teil dieser Musiker verfügt bei Aufnahmebeginn nur über vage Vorstellungen davon, was produziert werden soll und wartet ab, »was der Computer so ausspuckt« (Oliver R). In Bastelmanier werden Drumpatterns erstellt und kurze oder längere Sample-Bausteine eingefügt. Die Aktionen bleiben im Rahmen der Vorgaben der jeweils genutzten Software. Im Extremfall lässt man einfach nur die Rhythmustracks virtueller Drum- oder Bass-Synthesizer wie Rebirth durchlaufen und regelt per Mausbewegung die dazugehörigen Filter oder Soundeinstellungen. Auch im ›nicht-elektronischen‹ Kontext zeigt sich ein vergleichbares Vorgehen, wenn z. B. dem Auto-Arranger Band-in-a-Box einfach Akkordfolgen eingegeben werden, um zu sehen, was hieraus gemacht wird.

Das Vorgehen anderer Musikern ist ambitionierter und zielgerichteter. Deutliche Vorstellungen vom Charakter des entstehenden Stücks und den zur Umsetzung erforderlichen musikalischen und technischen Schritten sind vorhanden. Auch hier wird improvisiert, nicht aber wahllos drauflos experimentiert. Eine Auseinandersetzung mit stilistischen Besonderheiten und professionellen Produktionstechniken ist zu erkennen, deren Adaption angestrebt wird. Oftmals liegt die Intention zugrunde, zumindest einen Teil der Aufnahmen einer breiteren Öffentlichkeit zugänglich zu machen.

Tendenz 2: »Das entsteht immer zuerst auf dem Instrument.«

Dieses Vorgehen findet sich vorzugsweise bei Musikern, die in eher ›traditionellen‹ Stilrichtungen wie Rock und Pop arbeiten. Wesentliche Ideen zum Song und seiner Struktur werden entwickelt, bevor der Computer angeschaltet wird. Sie existieren in Form einer Melodie, eines Gitarrenriffs, eines Basslaufs, einer Harmoniefolge oder aber sogar als fertiges Songgerüst. Wichtigstes Kompositionsinstrument ist hierbei die Gitarre:


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